Adipositas prädisponiert nicht nur zu kardiometabolischen Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes mellitus oder koronare Herzkrankheit, sondern erhöht auch das Risiko für verschiedene psychische Erkrankungen. Affektive Störungen, Angststörungen und Essstörungen sind besonders häufig anzutreffende Komorbiditäten bei adipösen Personen. Umgekehrt begünstigt das Vorhandensein von bestimmten psychischen Erkrankungen wie Major Depression oder Schizophrenie die Entwicklung von Adipositas und trägt somit zur vorzeitigen kardiometabolischen Mortalität bei. Ebenfalls wird die Einnahme bestimmter Antidepressiva und Antipsychotika häufig mit einer Gewichtszunahme assoziiert. Daher sollen in diesem Symposium verschiedene epidemiologische und klinische Aspekte der Adipositas bei komorbiden psychischen Erkrankungen vorgestellt werden.
Im ersten Vortrag wird Woo Ri Chae (Charité Berlin) die Epidemiologie der Adipositas bei psychischen Erkrankungen erläutern.
Anschließend wird Maria Strauß (Universitätsklinikum Leipzig) darstellen, welche Bedeutung die Adipositas als Komorbidität für die Diagnostik und Behandlung erwachsener Patienten mit ADHS hat.
Im dritten Vortrag wird Deborah Janowitz (Universitätsmedizin Greifswald) ein innovatives Behandlungskonzept der Adipositas bei psychischen Erkrankungen im stationären Setting vorstellen und erste Daten bezüglich Veränderungen des Hormons FGF21 bei einer klinischen Intervention und in einem translationalen Mausmodell zeigen.
Schließlich wird Tobias Hofmann (Charité Berlin) wichtige psychosoziale Aspekte im Kontext bariatrischer Behandlungsstrategien vorstellen.
Zusammenfassend wird sich unser Symposium mit der Epidemiologie, Diagnostik und Therapie der Adipositas bei komorbiden psychischen Erkrankungen befassen. Dabei handelt sich bei der Adipositas um eine besonders häufig anzutreffende Komorbidität bei verschiedenen psychischen Erkrankungen mit hoher klinischer Relevanz.
17:30 Uhr
Epidemiologie der Adipositas bei psychischen Erkrankungen
Woo Ri Chae, Berlin (Germany)
Details anzeigen
Autor:in:
Woo Ri Chae, Berlin (Germany)
In Deutschland sind ein Viertel der Erwachsenen (23% der Männer und 24% der Frauen) adipös. Adipositas prädisponiert nicht nur zu kardiometabolischen Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes mellitus und koronare Herzkrankheit, sondern erhöht auch das Risiko für verschiedene psychische Erkrankungen. Affektive Störungen, Angststörungen und Essstörungen sind besonders häufig anzutreffende Komorbiditäten bei adipösen Personen. Bei Stichproben von Adipositaschirurgie-Patienten, i.d.R. mit einer Adipositas grad III, werden sogar höhere Prävalenzen von komorbiden psychischen Erkrankungen geschätzt. Umgekehrt begünstigt das Vorhandensein von bestimmten psychischen Erkrankungen die Entwicklung von Adipositas und trägt somit zur vorzeitigen kardiometabolischen Mortalität bei. Liegen eine Adipositas und psychische Erkrankungen bereits gemeinsam vor, beeinflussen sie in einem wechselseitigen Zusammenspiel die Prognose beider Erkrankungen sowie die Lebensqualität der Betroffenen negativ. Nach einem Überblick über die Epidemiologie der Komorbidität von Adipositas und den häufigsten psychischen Erkrankungen, werden in diesem Vortrag einige wichtige Aspekte beleuchtet, die den Zusammenhang zwischen Adipositas und psychischen Erkrankungen erklären.
17:40 Uhr
Adipositas bei Patienten mit ADHS im Erwachsenenalter
Alexandra Philipsen, Leipzig (Germany)
Details anzeigen
Autor:in:
Alexandra Philipsen, Leipzig (Germany)
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Erwachsenenalter ist eine häufige Erkrankung mit einer Prävalenz von ca. 2,5%, welche bereits im Kindesalter beginnt und sich bei bis zu 60% der Betroffenen auch im Erwachsenenalter fortsetzt. Neben den Kernsymptomen Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität treten oft weitere psychische Symptome wie Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und kognitive Einschränkungen auf, die zu Beeinträchtigungen in diversen Lebensbereichen führen und in den meisten Fällen eine lebenslange Therapie erfordern. Zusätzlich besteht eine hohe Komorbidität mit anderen psychiatrischen Erkrankungen wie affektive Störungen, Angststörungen oder Substanzmissbrauch. Eine Behandlung sollte in Abhängigkeit der Funktionseinschränkung in den verschiedenen Lebensbereichen (Alltag, berufliche Teilhabe) multimodal erfolgen.
Während der Einfluss von psychiatrischen Komorbiditäten auf die ADHS-Symptome gut untersucht ist, gibt es wenige Untersuchungen über den Einfluss von somatischen Erkrankungen auf die ADHS Symptome bei erwachsenen Betroffenen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen ADHS und Adipositas sowohl bei Kindern als auch bei adulten Patienten. Allerdings sind die pathogenetischen Hintergründe sowie die psychopathologischen Mediatoren des gemeinsamen Vorkommens von ADHS und Adipositas bei Erwachsenen bislang noch nicht gänzlich geklärt. Als ein wesentlicher psychopathologischer Mediator für das erhöhte Risiko von ADHS Betroffenen eine Adipositas zu entwickeln, werden ADHS-assoziierte abnormale Essgewohnheiten diskutiert.
Eine Berücksichtigung des häufigen gemeinsamen Vorkommens von ADHS und Adipositas kann zu einer Verbesserung der Behandlung von Adipositas beitragen, in dem bei der Planung der therapeutischen Interventionen die ADHS-assoziierten Symptome integriert werden. Zu diesem Zwecke sollten ADHS-Screenings bei adipösen Patienten routinemäßig erfolgen.
18:00 Uhr
Psychosoziale Aspekte der bariatrischen Chirurgie
Tobias Hofmann, Berlin (Germany)
Details anzeigen
Autor:in:
Tobias Hofmann, Berlin (Germany)
Die bariatrische Chirurgie stellt ein hocheffektives Verfahren zur dauerhaften Reduktion des Körpergewichtes bei Adipositas Grad III sowie Adipositas Grad II mit gleichzeitig bestehenden Folgeerkrankungen dar. Neben der Verbesserung somatischer Komorbiditäten sind hierbei auch psychosoziale Aspekte wie die Verbesserung der Lebensqualität von wesentlicher Bedeutung. Bei bis zu jedem zweiten Kandidaten für eine bariatrische Operation bestehen darüber hinaus psychische bzw. psychosomatische Erkrankungen. Der Vortrag gibt einen kurzen Überblick bezüglich der im Kontext einer bariatrischen Operation relevanten psychosozialen Fragestellungen. Betrachtet werden zum einen die obligatorische präoperative Evaluation, zum anderen postoperative Outcomes hinsichtlich psychischer Situation und Komplikationen sowie die optimierte psychosoziale Nachsorge.