Autor:in:
Petra Dallmann, Heidelberg (Germany)
Hintergrund: Longitudinales Monitoring der psychischen Gesundheit im Leistungssport ist bislang im Gegensatz zu Gesundheitsmonitoring noch nicht etabliert. Insgesamt gibt es wenig Untersuchungen zur psychischen Gesundheit paralympischer Athleten. Ebenso fehlen Strategien um in diesem Bereich psychischen Erkrankungen vorzubeugen und diese frühzeitig zu erkennen.
Ziel: Implementierung eines kontinuierlichen Gesundheitsmonitorings mit Erfassung psychischer Beschwerden anhand des PHQ-4 im paralympischen Leistungssport in Kombination mit einem niederschwelligen psychiatrischen/psychotherapeutischen Unterstützungsangebot.
Methode: In Vorbereitung auf die Paralympischen Spiele in Tokio wurden deutsche Athleten eingeladen an einem wöchentlichen, online-basierten Gesundheitsmonitoring mittels Applikation teilzunehmen. Stresslevel (1-10) und der PHQ-4, zur Erfassung von Depressionen und Ängsten, wurden neben der Erfassung des körperlichen Zustandes in die Erhebungen eingeschlossen. Eine Kontaktaufnahme durch eine Sportpsychiaterin/-psychotherapeutin erfolgte bei PHQ-4 Werten größer 4 über 2 Wochen hinweg oder wenn dies von den Athleten gewünscht wurde.
Ergebnisse: Daten von 85 Teilnehmern konnten im Zeitraum eines Jahres (05/19-04/20) erhoben werden (f=32, m=53). Die Rücklaufquote betrug im Durchschnitt jede Woche 72%. Von dieser Gruppe wurden 20 Sportler kontaktiert (f=13, m=7, 7 Individialsportler, 13 Mannschaftssportler). 4 Athleten wurden mehr als einmal kontaktiert. 10mal geschah dies auf persönlichen Wunsch, 13mal auf Grund erhöhter PHQ-4 Werte. Nach einer ersten Kontaktaufnahme wurde 8mal eine längere psychiatrisch/psychotherapeutische Unterstützung gewünscht.
Nach Entfernung der Drop-outs (n=12) ergab sich über alle Messzeitpunkte hinweg ein Mittelwert des Stresslevels von 3,39 (SD 2,39) und ein Mittelwert des PHQ-4 von 1,06 (SD 1,60).
Schlussfolgerung: Der Bedarf für psychiatrische/psychotherapeutische Unterstützung im Verlaufe des Jahres war hoch (9% aller Athleten). Ein niedrigschwelliges unkompliziertes Angebot scheint eine gute Möglichkeit Athleten bei psychischen Problemen zu unterstützen.
Dallmann, Petra,, 1
Leonhart Rainer , 2
Busch, Aglaja , 3, 4
Hirschmüller Anja, Prof *, 3, 5
1.Department of General Psychiatry, Center for Psychosocial Medicine, Heidelberg University Hospital, Heidelberg University, Germany
2. University of Freiburg, Department of Psychology (Freiburg - Germany)
3. Department of Orthopedics and Trauma Surgery, Medical Center - Albert-Ludwigs-University of Freiburg, Faculty of Medicine, Albert-Ludwigs-University (Freiburg - Germany)
4. Department Health & Physiotherapy, Bern University of Applied Sciences, Switzerland
5. ALTIUS Swiss Sportmed Center Ag, Rheinfelden, Switzerland