Besonders unter Praktikern findet die Schematherapie inzwischen eine große Akzeptanz, obwohl die Evidenzbasierung immer noch begrenzt ist. In diesem Symposium wollen wir Ergebnisse von drei neuen, randomisierten und kontrollierten Studien in verschiedenen Settings vorstellen:
Eva Fassbinder (Lübeck) stellt die Ergebnisse eines großen internationalen RCT mit 496 BPS-Patienten vor, die intensive Gruppenschematherapie und eine Kombination von Einzel- und Gruppenschematherapie mit einem spezialisiertem Treatment as usual vergleicht. Das kombinierte Gruppen-Einzel-ST Programm war beiden anderen Konditionen in der Reduktion der BPS-typischen Symptomatik und den meisten sekundären Outcomes überlegen und zeigte deutlich geringe Abbruchraten.
Samy Egli (München) stellt erste Auswertungen aus einem noch laufenden RCT mit einem (für den Zeitraum projektierten) N von annährend 300 vor. Fokus ist der Zusammenhang des therapieübergreifenden Wirkfaktors der therapeutischen Allianz, Persönlichkeitsdomänen nach DSM-5 und Rückfälle bei (teil-)stationären Patienten mit Depressionen bei einem follow-up nach 6 Monaten.
Alexandra Schosser (Wien) präsentiert Ergebnisse einen Vergleich von kognitiver- und Schematherapie bei depressiven Patienten in ambulanter Rehabilitation. KVT und Schematherapie zeigten signifikante Verbesserungen bezüglich depressiver Symptomatik, mit höheren Effektstärken in der mit Schematherapie behandelten Gruppe.
Jutta Stoffers-Winterling (Mainz) gibt zunächst einen Überblick über die aktuelle Evidenz zur Schematherapie. Anschließend berichtet sie über Entwicklung und Empfehlungen der neuen S3-Leitlinien Borderline-Persönlichkeitsstörungen. Von besonderer Bedeutung sind hier störungsspezifische Methoden, die zur Behandlung der BPS explizit empfohlen werden. Der Stellenwert der SFT wird abschließend näher beleuchtet und diskutiert.
17:30 Uhr
Gruppenschematherapie bei Borderline-Persönlichkeitsstörung – Ergebnisse aus einer internationalen randomisiert-kontrollierten Studie.
Eva Fassbinder, Lübeck (Germany)
17:40 Uhr
Effektivität von Schematherapie im Vergleich zu Kognitiver Verhaltenstherapie in der ambulanten Rehabilitation chronischer Depression
Alexandra Schosser, Wien (Austria)
17:50 Uhr
Schematherapie in den S3-Leitlinien Borderline-Persönlichkeitsstörungen
Jutta Stoffers-Winterling, Mainz (Germany)
Details anzeigen
Autor:in:
Jutta Stoffers-Winterling, Mainz (Germany)
Hintergrund
Mit den neuen S3-Leitlinien Borderline-Persönlichkeitsstörungen (BPS) wird erstmalig eine evidenzbasierte deutsche Behandlungsleitlinie für dieses Störungsbild vorgelegt.
Fragestellung
Welche Empfehlungen werden zur Psychotherapie ausgesprochen? Welchen Stellenwert nimmt die Schematherapie darin ein?
Methodik
Die aktuelle Evidenz zur Schematherapie wird zunächst zusammenfassend dargestellt und anschließend anhand der Bewertungskriterien der S3-Leitlinie eingeordnet. Schließlich werden die wesentlichen Therapieempfehlungen der Leitlinie zur Psychotherapie dargestellt.
Ergebnis:
Die Leitlinien empfehlen grundsätzlich den Einsatz strukturierter, störungsspezfischer Methoden zur Behandlung der BPS. Mit Ausnahme der Dialektisch-Behavioralen Therapie nach Linehan und der Mentalisierungsbasierten Therapie nach Fonagy zur Behandlung schwerer selbstverletzender Verhaltensweisen werden, ausgehend von der aktuellen Evidenz, keine weiteren Methoden spezifisch empfohlen.
Diskussion
Als störungsspezifische, strukturierte Methode wird die SFT bei BPS damit grundsätzlich gestützt. Explizit empfehlen die Leitlinien begleitende Super- oder Intervision. Methodisch hochwertige Evidenz, welche die Effekte der Standard-SFT im Vergleich zu Kontrollgruppen oder etablierten Verfahren valide und verlässlich abbildet, ist, bei vorteilhaften Ergebnissen, Voraussetzung für eine spezifische Empfehlung der SFT in künftigen Aktualisierungen der Leitlinie.
18:00 Uhr
Schematherapie in der Psychosomatischen Akutbehandlung: Ergebnisse von 488 Behandelten eines 4-wöchigen stationären Behandlungsprogramms in Berlin-Havelhöhe
Eckhard Roediger, Frankfurt am Main (Germany)
Details anzeigen
Autor:in:
Eckhard Roediger, Frankfurt am Main (Germany)
Die Schematherapie zählt im ambulanten Bereich mittlerer Weile zu den evidenzbasierten Weiterentwicklungen der Verhaltenstherapie zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen bzw. -akzentuierungen. Wirksamkeitsnachweise im stationären Setting fehlen bisher weitgehend. Diese klinische Studie gibt Hinweise auf eine gute Wirksamkeit auch in einer 4-wöchigen stationären Behandlung in einem schematherapeutisch ausgerichteten Setting einer psychosomatischen Akutstation unter naturalistischen Behandlungsbedingungen. Bei 448 Behandelten wurde im PHQ insbesondere die depressive Symptomatik deutlich gebessert (d = 1.0).
Literatur:
Roediger, E., Dörner, S. & Noyon, A. (2018). Die Wirksamkeit der Schematherapie in einem stationären psychotherapeutischen Setting. Psychotherapeut, 63 (5), 409-415.