Seit Entdeckung der anti-NMDA-Rezeptor Antikörper 2007 wurde die Hypothese einer bislang klinisch nicht erkannten Subgruppe milder Enzephalitiden in Kohorten schwer psychisch Erkrankter beflügelt. Patienten mit anti-NMDA-Rezeptor Enzephalitis zeigen initial häufig katatone und paranoid-halluzinatorische Symptome. Eine kleine Subgruppe schizophrener Patienten kann inzwischen als autoimmune Enzephalitis oder als autoimmune Psychose klassifiziert und entsprechend immunmodulatorisch erfolgreich behandelt werden.
In diesem Symposium wird der aktuelle Stand des Wissens zu autoimmunen Psychosen versus (noch) idopathischen Schizophrenien, auch mit Bezug auf die in der Neurologie bereits etablierten autoimmunen Enzephalitiden, dargestellt. Weitere Überlegungen beinhalten die Milde Enzephalitis-Hypothese, neue klinische Erfahrungswerte und ein Ausblick auf die weitere Forschung im Zusammenhang mit dem internationalen Konsensus zu autoimmunen Psychosen (2020 in Lancet Psychiatry erschienen unter Beteiligung aller Vortragenden).
Im ersten Vortrag werden Überlegungen zur Nosologie psychotischer Störungen präsentiert und neue Vorschläge unter Einbezug aktueller Entwicklungen im pathophysiologischen Verständnis gemacht. Im zweiten Vortrag wird der Erstbeschreiber der „Milden Enzephalitis-Hypothese“ ein Update zu der von ihm formulierten Hypothese geben und den Weg hin bis zum internationalen Konsensuspaper zur Diagnosestellung einer autoimmunen Psychose darlegen und weitere Überlegungen internationaler Experten präsentieren. Im dritten Vortrag werden typische klinische Konstellationen bei Patienten mit autoimmunen Psychosen dargestellt werden. Dabei wird auch auf die besondere Rolle der Liquordiagnostik eingegangen werden. Im letzten Vortrag werden neueste diagnostische Entwicklungen sowie Therapieerfahrungen bei etablierten autoimmunen Enzephalitiden präsentiert und Empfehlungen für die Behandlung von Patienten mit gesicherten autoimmunen Psychosen gegeben.