Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen im höheren Lebensalter. Die Behandlung der Altersdepression stellt insbesondere hinsichtlich der Multimorbidität vieler Patienten eine besondere Herausforderung im klinischen Alltag da. Neben Pharmakotherapie und Psychotherapie stehen Hirnstimulationsverfahren zur Behandlung zur Verfügung, die in diesem Symposium vorgestellt werden. Die Wirksamkeit der transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) in der Unterstützung adaptiver neuroplastischer Prozesse mit potentiellem Nutzen für die Depressionsbehandlung ist vielfach belegt. Die Kombination von tDCS und dem gezielten Training kognitiver Kontrolle bei älteren Menschen mit subjektiver kognitiver Beeinträchtigung führt zu einer anhaltenden Reduktion dieser Beeinträchtigung. Die Wirksamkeit der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) bei älteren Patienten wird kontrovers diskutiert. In zahlreichen Studien konnte die akute Wirksamkeit der hochfrequenten rTMS des linken dorsolateralen präfrontalen Kortex nachgewiesen werden. Dabei wurde auf die Notwendigkeit insbesondere höherer Stimulationsintensitäten hingewiesen. Ältere Patienten profitieren von einer Behandlung mit Elektrokonvulsionstherapie (EKT) deutlicher und schneller als jüngere. Dies gilt insbesondere für wahnhafte Depressionen. Altersübergreifend ist die EKT hinsichtlich der Wirksamkeit der Pharmakotherapie überlegen. Kognitive Nebenwirkungen treten jedoch häufiger auf. Die Magnetkonvulsionstherapie (MKT), ist ein innovatives, konvulsives Stimulationsverfahren. Wie bei der EKT wird unter Kurznarkose ein Krampfanfall ausgelöst, jedoch mit starken magnetischen Feldern. Bisherige Ergebnisse zeigen wenig kognitive Nebenwirkungen bei guter antidepressiver Wirksamkeit, so dass weiter gehende Untersuchungen insbesondere bei älteren Patienten mit kognitiven Defiziten durchgeführt werden sollten.
10:00 Uhr
tDCS-unterstütztes Training kognitiver Kontrolle zur Reduktion subjektiver kognitiver Beeinträchtigung im Alter
Christian Plewnia, Tübingen (Germany)
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Christian Plewnia, Tübingen (Germany)
Altern ist regelmäßig mit dem Verlust von kognitiver Leistungsfähigkeit verbunden. Eine Reihe von genetische, zellulären, neuro- und psychologischen Mechanismen beeinflussen diesen Prozess mit einer erheblichen interindividuellen Variabilität. Angesichts der kontinuierlichen Verlängerung der Lebenserwartung werden erhebliche Anstrengungen unternommen den Verlauf und die Konsequenzen dieses Prozesses zu beeinflussen. Mit zunehmendem Alter sind Sorgen und Ängste bezüglich des Verlusts der kognitiven Leistungsfähigkeit weit verbreitet. Diese subjektive kognitive Störung (SCD) beeinträchtigen auch ohne objektivierbare kognitive Defizite nicht selten die Lebensqualität und kann selbst kognitive Ressourcen beanspruchen. Mit dieser Untersuchung zeigen wir Effekte eines spezifischen 4-wöchigen Trainings kognitiver Kontrolle (Paced Auditory Serial Additon Task) in Kombination mit einer die präfrontale Kortexaktivität steigernder anodaler transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS) auf das Ausmaß der Sorgen im Zusammenhang mit SCD. Im Vergleich zur Gruppe die während des Trainings eine Schein-Stimulation erhalten hat (n=14), berichten die Personen, deren Trainings von anodaler tDCS begleitet wurde (n=14) sowohl unmittelbar nach den 12 Trainings-Sitzungen (t13=3.816, p=0.002, d=1.02) als auch 3 Monate danach noch (t13=2.662, p=0.02, d=0.7) signifikant geringere Sorge um mögliche kognitive Beeinträchtigung. Diese Pilotdaten weisen darauf hin, dass Sorgen im Zusammenhang mit SCD durch tDCS-unterstütztes Training kognitiver Kontrolle nachhaltig reduziert werden können. Größere Studien sind erforderlich um zu zeigen inwieweit sich dieser Effekt auf die psychische Gesundheit und die kognitive Resilienz von Menschen mit SCD auswirkt.
Stoynova, N., Laske, C., & Plewnia, C. (2019). Combining electrical stimulation and cognitive control training to reduce concerns about subjective cognitive decline. Brain Stimulation, 12(4), 1083-1085.