In diesem Symposium werden die neuen S3-Leitlinien zur Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) vorgestellt.
Prof. Herpertz wird zunächst den Themenbereich „Diagnostik“ darstellen. Behandelt werden u.a. die Indikation zur diagnostischen Abklärung, diagnostische Verfahren zur Unterstützung der klinischen Diagnostik sowie das Vorgehen bei Feststellung einer manifesten Diagnose.
Im Folgenden stellt Frau Stoffers-Winterling die Empfehlungen zur Psychotherapie im Erwachsenenbereich dar. Grundsätzlich wird der Einsatz strukturierter, störungsspezifischer Methoden empfohlen. Evidenzbasierte Ansätze werden überblicksartig dargestellt. Anschließend werden die spezifischeren Empfehlungen zur Indikation von Dialektisch-Behavioraler Therapie (DBT) und Mentalisierungsbasierter Therapie (MBT) für die Behandlung selbstverletzenden und/oder suizidalen Verhaltens vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Evidenz genauer erläutert.
Prof. Schmahl wird über die Empfehlungen zur medikamentösen Behandlung berichten. Diese weisen der Pharmakotherapie eine adjuvante Rolle zu und geben Handreichungen zur Medikation von Betroffenen, die ein erhöhtes Suizidrisiko oder Suchtverhalten aufweisen. Thematisiert werden Strategien zur Vermeidung von Polypharmazie, das Vorgehen im Krisenfall und die Medikation bei komorbiden Störungen.
Prof. Kaess berichtet über Grundsatzerwägungen zu Besonderheiten im Kinder- und Jugendbereich, wie die Angemessenheit und Notwendigkeit des Einbezugs von Bezugspersonen. Weiterhin werden die Empfehlungen zur Diagnostik im Kindes- und Jugendalter sowie zur Psychotherapie und medikamentösen Behandlung vorgestellt.
16:12 Uhr
Empfehlungen zur Psychotherapie im Erwachsenenbereich
Jutta Stoffers-Winterling, Mainz (Germany)
Details anzeigen
Autor:in:
Jutta Stoffers-Winterling, Mainz (Germany)
Hintergrund
Psychotherapie und psychosoziale Interventionen bilden den Kern der Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung. In den letzten Jahren wurden schulenübergreifend vielerlei störungsspezifsche Ansätze entwickelt und in ersten Studien evaluiert.
Fragestellung
Welche Therapieempfehlungen zu Psychotherapie und psychosozialen Interventionen spricht die neue S3-Leiltinie aus?
Methodik
Die neuen Empfehlungen wurden von der Konsensgruppe, bestehend aus 22 Fachgesellschaften und Verbänden sowie einer Patienten- und Angehörigenvertreterin, auf Basis der australischen NHMRC-Quellleitlinie erarbeitet und konsentiert. Adaptionen wurden durch die Gruppe vorgenommen, wo dies aufgrund der aktuellen Evidenzlage und/oder Erfordernissen des deutschen Gesundheitssystems angemessen schien.
Ergebnisse
Die Empfehlungen zur psychotherapeutischen Behandlung und psychosozialen Interventionen werden vorgestellt und deren Evidenzbasierung erläutert. Abweichungen von der Quellleitlinie werden aufgezeigt und begründet. Zur Behandlung der BPS werden grundsätzlich strukturierte, störungsspezifische Methoden empfohlen. Bei schweren Selbstverletzungen wird der Einsatz der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) oder der Mentalisierungsbasierten Therapie (MBT) empfohlen. Weiterhin wird die Bedeutung störungsspezifischer, edukativer Gruppenangebote und von begleitender Super- oder Intervision unterstrichen.
Diskussion
Mit den S3-Leitlinien werden erstmals evidenzbasierte Leitlinien für die Behandlung der BPS im deutschen Gesundheitssystem vorgelegt.
16:36 Uhr
Besonderheiten im Kinder- und Jugendbereich
Michael Kaess, Bern (Switzerland)
Details anzeigen
Autor:in:
Michael Kaess, Bern (Switzerland)
Die Diagnose der Borderline-Persönlichkeitsstörung war im Jugendalter lange Zeit sehr umstritten und wird bis heute in der klinischen Praxis nur mit deutlicher Zurückhaltung vorgenommen. Unter Berücksichtigung der empirischen Datenlage ist die Diagnose der Borderline-Persönlichkeitsstörung bei Jugendlichen jedoch inzwischen als genauso reliabel und valide zu betrachten wie im Erwachsenenalter. Zudem gibt es erste Befunde für eine gute Therapiebarkeit der "frühen" Borderline-Persönlichkeitsstörung im Jugendalter im Sinne einer effektiven Frühintervention.
Die neuen S3-Leitlinien beinhalten daher explizit einen Anteil zur Diagnostik und Therapie von Jugendlichen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. Im Vortrag zur Kinder- und Jugendpsychiatrie wird die aktuelle Evidenz zum diesem spezifischen Thema dargestellt, und es werden die entsprechenden Leitlinien für die Versorgung von Jugendlichen erläutert.