Autor:innen:
A. Sellier (Homburg, DE)
S. Seiler-Mußler (Homburg, DE)
I. Emrich (Homburg, DE)
D. Fliser (Homburg, DE)
A. Zawada (Homburg, DE)
G. Heine (Homburg, DE)
Zielstellung:
Erhöhte Plasmaspiegel des Fibroblast Growth Factor 23 (FGF23) prädizieren zukünftige kardiovaskuläre Ereignisse bei chronisch nierenkranken Patienten. Rezente tierexperimentelle Studien suggerieren, dass erhöhte Plasmaspiegel von FGF23 via Aktivierung des FGF-Rezeptors 4 (FGFR4) eine linksventrikuläre Hypertrophie direkt induzieren. In konkurrierenden Studien erwies sich jedoch nicht ein Anstieg von FGF23, sondern eine Verminderung der Plasmaspiegel des löslichen FGF23 Korezeptors Klotho als Induktor der kardialen Hypertrophie.
Um die klinische Relevanz der tierexperimentellen Daten zu überprüfen, untersuchten wir in der prospektiven CARE FOR HOMe Studie, inwieweit das Vorliegen genetischer Varianten von FGFR4 einerseits, von Klotho andererseits, mit linksventrikulärer Hypertrophie bei Studienbeginn und mit dem Auftreten inzidenter kardialer Dekompensationen assoziiert ist.
Methode:
Die CARE FOR HOMe Studie rekrutierte 544 chronisch nierenkranke Patienten in GFR Kategorien G2 bis G4. Von 519 Teilnehmern wurde DNA isoliert und Single Nucleotid Polymorphismen für FGFR4 (Gly388Arg) und Klotho (Phe352Val) mittels qualitativer Real-Time PCR genotypisiert.
Die Echokardiographien wurden zum Studieneinschluss durchgeführt (N = 458) und folgten den Empfehlungen der American Society of Echocardiography. Über einen Zeitraum von 4,2 ± 2,1 Jahren wurde bei den Teilnehmern das Auftreten des primären Endpunktes (kardiale Dekompensation) erfasst.
Ergebnisse:
Patienten mit unterschiedlichem FGFR4-Genotyp unterschieden sich nicht signifikant im Left Ventricular Mass Index (LVMI) (Gly/Gly: 91,7 ± 28,5 g/m², Gly/Arg: 91,4 ± 24,4 g/m², Arg/Arg: 93,9 ± 28,7 g/m², p = 0,861).
Patienten mit unterschieden Klotho-Genotyp unterschieden sich zwar ebenso nicht signifikant bzgl. LVMI, jedoch hatten Patienten mit Genotyp Val/Val tendenziell höhere LVMI-Werte (Phe/Phe: 91,1 ± 25,4 g/m², Phe/Val: 92,8 ± 28,2 g/m², Val/Val: 100,9 ± 48,0 g/m², p = 0,379).
Innerhalb des Nachbeobachtungszeitraums erlitten 104 Patienten eine kardiale Dekompensation. Weder FGFR4 noch Klotho Polymorphismen waren in univariaten Analysen mit Auftreten einer kardialen Dekompensation assoziiert (log rank test: FGFR4: p = 0,116; Klotho: p = 0,853).
Schlussfolgerung:
Genetische Varianten von FGFR4 und Klotho sind bei chronisch nierenkranken Patienten weder mit echokardiographischen Parametern einer linksventrikulären Hypertrophie noch mit dem Auftreten einer kardialen Dekompensation assoziiert, was weitere Studien an größeren Patientenpopulationen erforderlich macht, bevor rezente tierexperimentelle Ergebnisse in die klinische Nephrologie übersetzt werden können.