Autor:innen:
A. Herwig (Essen, DE)
D. Dehnen (DE)
K. Herzer (DE)
B. Weltermann (DE)
Hintergrund
Bei Patienten nach Organtransplantation (SOT) besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko. Bspw. ist die jährl. Inzidenz von Pneumokokkeninfektionen unter SOT 12,8-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung; die höchste Rate haben Lebertransplantierte (354/100.000 Lebertransplantierte/Jahr) [1]. Impfungen können solche lebensbedrohlichen Krankheiten verhindern. In einer Querschnittsstudie zeigten wir, dass nur 0,3 % der Lebertransplantierten unseres universitären Zentrums einen vollständigen Impfstatus nach STIKO hatten [2]. In dieser Studie untersuchten wir die Wirkung einer schriftlichen Information an Hausärzte.
Fragestellung
In welchem Umfang verbesserte eine Lebertransplantations-spezifische Impfinformation, die gemeinsam mit dem Arztbrief einer universitären Lebertransplantationsnachsorgeambulanz versendet wurde, die Prävalenz von Standard- und Indikationsimpfungen dieser Hochrisikopatienten?
Methodik
Die Hausärzte aller Lebertransplantierten, die an der o. g. Studie zum Impfstatus teilgenommen hatten, erhielten im Zeitraum vom 1.1.2014 bis 31.12.2015 eine schriftliche Impfinformation. Im Jahr 2016 wurden die Impfpässe dieser Patienten bzgl. Impfungen der vergangenen beiden Jahre durchgesehen. Die Prävalenzraten der Baseline- und der FollowUp-Studie für die Indikationsimpfungen (Pneumokokken, Hepatitis A/B, Influenza) und die Standardimpfungen (Tetanus, Diphtherie, Poliomyelitis, Pertussis) wurden miteinander verglichen.
Ergebnisse
Von 444 in die Studie eingeschlossenen Patienten waren 57,9 % männlich; das durchschnittli-che Alter betrug 53,8 Jahre, das Alter bei Transplantation 46,1 Jahre. Die Prävalenz für Impfungen vor der Intervention waren: Pneumokokken 60,4 %, Hepatitis A 23,4 %, Hepatitis B 41 %, Influenza 26,6 %, Tetanus 41,5 %, Diphtherie 32,1 %, Poliomyelitis 15,1 %, Pertussis 39,4 %. Im Interventions-zeitraum wurden 40,5 % der LT mindestens einmal geimpft. Dabei verbesserten sich die Prävalenzen der folgenden Impfungen: Pneumokokken + 7,8 %, Hepatitis A +7 %, Hepatitis B +6,5 %, Tetanus +3,5 %, Diphtherie +3,3 %, Poliomyelitis +1,3 %, Pertussis +8,6 %. Einzig die saisonale Impfrate für Influenza verringerte sich um - 5,4 %.
Diskussion
Über 40 % unserer Lebertransplantierten wurden im Beobachtungszeitraum geimpft, was als Erfolg zu bewerten ist. Doch ist kritisch zu sehen, dass bspw. trotz des hohen Risikos für eine Pneumokokkeninfektion über 30 % der Patienten unverändert nicht gegen Pneumokokken geimpft sind. Derzeit entwickeln wir eine intensivierte Intervention mit einem personalisierten Anschreiben für Ärzte und Patienten.
[1] Kumar D, Humar A, Plevneshi A et al: Invasive pneumococcal disease in solid organ transplant recipients – 10-year prospective population surveillance. Am J Transplant, 2007; 7(5): 1209–14.
[2] Weltermann B, Herwig A, Dehnen D, Herzer K: Vaccination Status of Pneumococcal and Other Vaccines in 444 Liver Transplant Patients Compared to a Representative Population Sample. Ann Transplant 2016; 21:200-207.