11:30 Uhr
PS86:
Analyse der stationären Versorgungsqualität von Patienten mit spontan bakterieller Peritonitis zwischen 2007 und 2016
T. Bruns (Jena, DE)
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Autor:innen:
A. Markendudis (DE)
M. Mai (DE)
P. Reuken (DE)
A. Stallmach (DE)
T. Bruns (Jena, DE)
Hintergrund: Die spontan bakterielle Peritonitis (SBP) ist eine häufige und schwerwiegende Komplikation der dekompensierten Leberzirrhose. Die 2011 publizierte deutsche S3-Leitlinie empfiehlt eine zeitgerechte, risikoadaptierte empirische Antibiotika-Therapie, die Albuminsubstitution zur Prävention des Nierenversagens und die Kontrolle des Therapieansprechens durch eine Aszites-Re-Punktion.
Methoden: Retrospektive Analyse von hospitalisierten Patienten mit einer ersten Episode einer SBP in den Zeiträumen 04/2007 bis 12/2011 (Zeitraum 1) und 01/2012 bis 01/2016 (Zeitraum 2) in unserem Zentrum.
Ergebnisse: 173 Patienten mit einer Nachbeobachtung von mehr als 72 Stunden wurden identifiziert. Patienten, die im Zeitraum 2 behandelt wurden, erhielten signifikant häufiger Piperacillin/Tazobactam (32% vs. 13%) und seltener Cephalosporine der 3. Generation (35% vs. 57%) zur empirischen Therapie der SBP (P=0.009) und wurden häufiger innerhalb von 72 Stunden diagnostisch re-punktiert (55% vs. 21%; P=0.00001) als im Zeitraum 1. Eine Eskalation der empirischen antibiotischen Therapie war bei 32% der Patienten im Zeitraum 2 und 40% der Patienten im Zeitraum 1 erforderlich (P=n.s.) und trat häufiger bei Patienten mit hohem CRP zur Diagnose (P=0.004) und bei Kultur-positiver SBP (P=0.045) ein. Das kumulative 28-Tage-Überleben nach SBP verbesserte sich signifikant von 64±6% im ersten Zeitraum auf 78±4% im zweiten Zeitraum (P=0.047). Univariate Prädiktoren für Tod oder Lebertransplantation innerhalb von 28 Tagen nach Diagnosestellung waren Organdysfunktion (Bilirubin, INR, Kreatinin) und Inflammation (Leukozyten bei Diagnose und bei Re-Punktion), ein geringerer Abfall der Neutrophilenkonzentration im Aszites und die Notwendigkeit der antibiotischen Therapieeskalation innerhalb von 14 Tagen.
Schlussfolgerungen: Die stationäre Versorgungsqualität von Patienten mit SBP hat sich innerhalb der letzten 10 Jahre signifikant verbessert.
11:36 Uhr
PS87:
Immunhistochemische Expression von Diaminoxidase (DAO) am oberen Gastrointestinaltrakt (GIT) bei Gastrointestinal vermittelten Allergien (GMA)
T. Vasilakis (Nürnberg, DE)
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Autor:innen:
T. Vasilakis (Nürnberg, DE)
M. Raithel (DE)
A. Kluger (DE)
A. Missbichler (AT)
A. Carstensen (DE)
J. Kressel (DE)
G. Frost (DE)
A. Hagel (DE)
R. Rieker (DE)
Einleitung: Diaminoxidase (DAO) kann Histamin, der Hauptmediator bei allergischen Reaktionen, mittels oxidativer Desaminierung deaktivieren. Es wurde bereits nachgewiesen, dass die Aktivität der DAO im Colon bei Gastrointestinal vermittelter Allergie (GMA) erniedrigt ist. Ziele dieser Studie waren daher die Erforschung der topographischen Lokalisation von DAO am oberen GIT sowie der Vergleich der immunhistochemischen Expression von DAO am oberen GIT zwischen Personen mit und ohne GMA. Methodik: Es handelt sich um eine retrospektive Studie mit 21 Patienten mit nachgewiesener GMA und 17 nahrungstoleranten Kontrollpatienten. Gewebeproben aus Ösophagus, Cardia, Corpus, Antrum und Duodenum wurden für DAO-Immunhistochemie gefärbt. Die Expression der DAO wurde semiquantitativ basierend auf der Färbungsintensität der DAO (FI-DAO) analysiert: 0 = kein Signal, 1= geringe, 2=mittlere und 3= starke Intensität (Rotfärbung). Diese Analyse erfolgte longitudinal vom Ösophagus bis zum Duodenum und vertikal vom Oberflächenepithel bis zur Submukosa (5 Schichten). Zwei Messungen erfolgten zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten vom gleichen Untersucher. Ergebnisse: DAO fand sich in allen 5 Schichten, allerdings quantitativ unterschiedlich ausgeprägt. Am stärksten fand sich DAO in den Papillen der Lamina propria im Ösophagus sowie in der subepithelialen Lamina propria (unmittelbar unter der epithelialen Basalmembran) in den anderen Segmenten. Diese Verteilung war in beiden Gruppen gleich. Insgesamt war die FI-DAO in allen Segmenten von beiden Gruppen gering. Im Duodenum war aber die FI-DAO bei der GMA-Gruppe statistisch signifikant niedriger im Vergleich zur Kontrollgruppe (Median: 0,77 geg. 1,13; p=0,036). Die DAO-Aktivität im Plasma korrelierte mäßig mit der FI-DAO nur im Duodenum bei Patienten mit GMA (r=0,5 p=0,068) Schlussfolgerung: Die topographische Lokalisation von DAO im Gewebe verstärkt die Annahme, dass die DAO extrazellulär wirkt und aus der Mukosa resorbierte biogene Amine vor ihrem Eintritt ins Gewebe deaktivieren soll. Die FI-DAO im Duodenum war bei Patienten mit GMA im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant reduziert. Dieses Ergebnis zeigt, dass bei GMA Histamin-vermittelte Symptome lokal am ehesten im Duodenum entstehen, was häufige Symptome von Dyspepsie und Reizdarm bei diesem Patientenkollektiv erklären kann. In Anbetracht von den oben genannten Ergebnissen könnte die DAO-Färbung im Duodenum als Ergänzung zur konventionellen Histologie zur Abklärung von Histamin-induzierten Erkrankungen beitragen.
11:42 Uhr
PS88:
Screening auf obstruktive Ventilationsstörungen bei HIV-infizierten Patienten
C. Breitenmoser (Hannover, DE)
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Autor:innen:
C. Breitenmoser (Hannover, DE)
R. Schmidt (DE)
G. Behrens (DE)
A. Jablonka (DE)
Hintergrund
Die Prävalenz der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) nimmt weltweit zu. Erhöhte Prävalenzen der COPD bei HIV-infizierten Patienten werfen die Frage nach dem Nutzen eines systematischen Screenings in diesem Kollektiv auf.
Ziel
Untersuchung der Lungenfunktion in einer Kohorte aus HIV-infizierten Patienten zur Evaluation des Potenzials eines Screenings.
Methodik
Im Rahmen von Routinebesuchen in einer immunologischen Ambulanz in Hannover wurden bei 139 erwachsenen HIV-positiven Patienten im Oktober 2016 Lungenfunktionsuntersuchungen durchgeführt. Bei auffälligen Messparametern erfolgte zusätzlich eine postbronchodilatatorische Spirometrie. Von 139 durchgeführten Spirometrien standen 76% (n=106) bei suffizienter Qualität für die Analyse zur Verfügung.
Ergebnisse
Das mittlere Alter der Patienten betrug 50 ± 11 Jahre. 79,3% waren männlich, ein Patient transgender. Die Patienten stammten aus 15 verschiedenen Ländern, darunter waren 87% kaukasischer, 8% afrikanischer und 5% asiatischer Herkunft. Im Mittel waren die Patienten 1,76 ± 0,09 m groß und wogen 79,1 ± 14,8 kg. Die mittlere forcierte Vitalkapazität (FVC) belief sich auf 4,39 ± 0,94 l, was im Mittel 96% des errechneten Sollwerts entspricht. Die mittlere Einsekundenkapazität (FEV1) lag bei 3,23 ± 0,78 l (89% Soll). Für den Tiffeneau-Index (FEV1/FVC) ergab sich im Mittel ein Wert von 0,74 ± 0,1 (93% Soll). 27% (n=29) der gültigen Spirometrien zeigten abnorme Ventilationsparameter. In 22% (23/106) der Fälle lag eine obstruktive Ventilationsstörung vor, während 6% (n=6) restriktiv verändert waren. 17,7% der obstruktiven Ventilationsstörungen waren reversibel. Der mittlere Tiffeneau-Index der Patienten mit Bronchialobstruktion nach Reversibilitätstestung betrug 0,57 ± 0,09 (73% des Sollwerts). Nach Verabreichung eines Bronchodilatators belief sich die mittlere FEV1 der Patienten mit obstruktiver Ventilationsstörung auf 2,39 ± 0,5 l (64% Soll).
Schlussfolgerung
Der hohe Anteil an Patienten mit einer obstruktiven Ventilationsstörung bestätigt eine erhöhte COPD Prävalenz. Besonders alarmierend ist die niedrige Einsekundenkapazität der Patienten mit Bronchialobstruktion, die einer mittelschweren Obstruktion nach GOLD entspricht. Bei HIV-infizierten Patienten scheint ein Screening auf Atemwegserkrankungen mittels Spirometrie lohnenswert, um gezielte Maßnahmen zur Primär- sowie Sekundärprävention ergreifen zu können.
Die Arbeit wurde unterstützt durch die „Else-Kröner-Fresenius Stiftung“ im Rahmen des KlinStrucMed.
11:48 Uhr
PS89:
Produktprobleme bei implantierbaren Arzneimittelpumpen und deren Zubehör – Analyse der 2005 – 2016 vom BfArM veröffentlichten Kundeninformationen
R. Siekmeier (Bonn, DE)
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Autor:innen:
R. Siekmeier (Bonn, DE)
J. Hannig (DE)
K. Rasche (DE)
Inverkehrbringen und Marktüberwachung von Medizinprodukten sind in Europa durch Europäische Direktiven geregelt. Bei Vorkommnissen und korrektiven Maßnahmen (Field Safety Corrective Actions, FSCA) müssen Hersteller die Behörden (Competent Authority, CA; in D: BfArM) informieren und diesen und Kunden entsprechende Kundeninformationen (Field Safety Notices (FSN) zur Verfügung stellen. Diese Arbeit analysiert FSCA zu implantierbaren Arzneimittelpumpen und deren Zubehör, die zwischen Anfang 2005 und September 2016 vom BfArM auf der Homepage publiziert wurden. Nach Ausschluß von Follow-up Meldungen fanden sich 37 FSCA/FSN von denen 27 Pumpen und Steuergeräte und 10 Katheter betrafen. Anwendungsgebiete der meisten Devices waren die intrathekale Schmerztherapie (z. B. Morphin bei Tumorpatienten) und die intrathekale Spastiktherapie (z. B. Baclofen bei Paraplegikern), während andere Indikationen (z. B. Prostazyklin bei pulmonaler Hypertonie) zahlenmäßig von untergeordneter Bedeutung waren. Typische Produktprobleme bei Pumpen waren Materialfehler (z. B. Korrosion, Sensor- oder Motorversagen), Softwarefehler (z. B. Fehler der Kommunikation zwischen Pumpe und externem Steuergerät, fehlerhafte Flußberechnung) und Handhabungsprobleme (z. B. Verabreichung des Medikamentes in die Pumpentasche), die mit dem Risiko einer Über- oder Unterdosierung (teils auch beides bei Vorliegen des gleichen Produktfehlers) mit entsprechenden klinischen Symptomen führten, wobei Todesfälle jedoch nur selten berichtet wurden. Produktprobleme bei Kathetern waren typischerweise Material- oder Produktionsfehler mit Auftreten von Verstopfungen (Risiko einer Unterdosierung), Infektionen oder Blutungen. Zur Risikoreduktion erfolgten seitens der Hersteller bei Pumpen meist eine Kundeninformation zur Vermeidung des Produktproblems (z. B. zusätzliche Kontrollen, spezielle Handhabungsanleitungen) und in wenigen Fällen eine Empfehlung zur Explantation, vorübergehender Vertriebsstopp und Devicemodifikation. Bei Kathetern erfolgte hingegen typischerweise die Durchführung eines Rückrufes (mit obligater Kundeninformation) sowie Kundeninformationen zur Vermeidung des Produktproblems (z. B. spezielle Handhabungsanleitungen). Zusammenfassend zeigt sich, daß implantierbare Arzneimittelpumpen und deren Zubehör eine wichtige Produktgruppe bei der Versorgung der entsprechenden Patienten darstellen und wesentliche Unterschiede zwischen Geräten und Zubehör bestehen. Im Falle von Produktproblemen und FSCA sind FSN zur Risikominimierung von großer Bedeutung.
11:54 Uhr
PS90:
Implementing an Electronic Clinical Handover System in a University Teaching Hospital: Physician Attituted and Clinical Outcomes
T. Mross (Tralee, Co. Kerry, IE)
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Autor:innen:
T. Mross (Tralee, Co. Kerry, IE)
J. Coughlan (Tralee, Co. Kerry, IE)
R. Liston (Tralee, Co. Kerry, IE)
1)An introduction
Clinical Handover is defined as inter-clinician communication occurring at care interfaces.
With the advent of the European Working Time Directive (EWTD) and the following decrease in hours worked, the number of handovers has increased proportionally. This has raised concerns about continuity of care and potential for patient safety to be compromised. Clinical handover has been identified as a major preventable cause of harm.
2)Short description of practice change implemented
In this study, we analyse the clinical outcomes and physician attitudes associated with the implementation of a electronic clinical handover system in our medical department.
3)Aim and theory of change
The aim of this project was to create a reliable, standardised, reproducible method of communicating information about our patients to other physicians.
4)Targeted population and stakeholders
Target Population: Patients under the care of the medical department.
Stakeholders: Doctors in the Medical Department. Clinical Director. General Manager.
5)Timeline
Aug 2016: General Manager and Clinical Director confirmed clinical handover as a priority for a quality improvement initiative.
Aug-Sep 2016: Staff Education on Importance of handover and distribution of handover template and protocols to all staff.
Sep-Nov 2016: 6 week Handover Pilot.
Nov-Now: Pilot results disseminated and standardised electronic handover project is continuing. We audit once monthly with results sent to staff.
6)Comments on sustainability
The process will be audited weekly (selected randomly once per month) to maintain standards and compliance.
7)Comments on transferability
Utilising only a simple word document & a protocol for its use, we created a highly transferable cost neutral solution, to facilitate standardised electronic handover of patients to on call staff.
8)Conclusions
Simple template and protocol resulted in ~5.3 patients being handed over per night.
Compliance with ICU/CCU patient handover averaged at 58.9% over the 6 week pilot. (Range 33-89%)
At our current level of compliance, this simple initiative would result in >1600 patient handovers per year in our department, promoting continuity of care.
Survey Data found the process to be highly acceptable to doctors. The handover protocol was felt to standardise the process (23.5% vs 81.25%, p=0.007595) and increased physician confidence that tasks handed over would be performed (17.6% vs 81.25%, p=0.000943).
Physicians reported increased satisfaction with handover (23.5% vs 81.25%, p=0.000914) and the process did not result in the increased workload predicted (64% vs 6.25%, p=0.000485).
9)Discussions
Standardisation of Clinical Handover through utilisation of electronic templates.
Potential for dedicated software solutions.
10)Lessons learned
Our study demonstrates: electronic handover systems are feasible to implement in the Irish healthcare system. They are highly acceptable to physicians and have the potential to improve continuity of care.
12:00 Uhr
PS91:
Effect of ABO blood group on Ristocetin induced platelet function in patients with von Willebrand`s disease
K. Heidinger (Gießen, DE)
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Autor:innen:
K. Heidinger (Gießen, DE)
R. Fischer (DE)
M. Alrifai (DE)
B. Kemkes-Matthes (DE)
Introduction: von Willebrand Factor (VWF) levels are influenced by the ABO blood group. VWF:Ag remains lower mean levels on blood group (BG) O than BG Non O. Diagnosis of von Willebrand disease (VWD) can be difficult. This raised the question of whether ABO blood groups holds true for ristocetin- induced aggregation of platelets as well. In this study platelet function of patients with VWD and healthy subjects was compared by means of Born aggregation. Both collectives were divided into BG 0 and Non-0 subjects.
Methods: 87 patients with VWD were included (61 women, 26 men. age 18 to 61 years). A control group with 76 healthy subjects (21 women, 55 men) was included. Blood group, vWF:Ag, Ristocetin cofactor, platelet function using Born Aggregation were performed, MCMDM-1VWD bleeding questionnaire was administered. Subjects with signs of inflammation or intake of platelet aggregation inhibitors were excluded.
Results: BG Non O was in 49% and BG O in 51% of subjects. VWF:Ag in healthy subjects with BG O was significantly lower with 82% versus 116% of normal. VWF:Ag in patients with VWD with BG O (62% of normal) was lower than in healthy subjects and lower than in patients with Non O blood group (70% of normal). No significant difference occurred in ristocetin induced aggregation in VWD (93% of normal) compared to controls (101%). Further subgroup analysis revealed no difference.
Conclusions: Platelet function test showed no difference between VWD patients with BG blood group O und patients with BG Non O. Therefore, hypothesis that platelet function in VWD-patients with blood type 0 should be reduced from the one found in patients with Non-0, could not be confirmed.
12:06 Uhr
PS93:
Unterschiedliche Dosierungsschemata der neuen oralen Antikoagulantien erschweren deren Anwendung bei chronisch Nierenkranken im klinischen Alltag
I. Emrich (Homburg, DE)
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Autor:innen:
I. Emrich (Homburg, DE)
L. Feuer (DE)
S. Seiler-Mußler (DE)
A. Zawada (DE)
D. Fliser (DE)
G. Heine (DE)
Chronisch nierenkranke Patienten gehören zu einer kardiovaskulären Hochrisikogruppe, deren Therapieoptionen adäquat ausgeschöpft werden sollten. Oft ist dabei eine Antikoagulation indiziert. Unlängst ist es möglich neue orale Antikoagulation zu verwenden, darunter Rivaroxaban, Apixaban und Edoxaban. Da Medikamente bei eingeschränkter Nierenfunktion akkumulieren, ist eine Dosisanpassung notwendig. Pharmafirmen bestimmen dabei die Kreatininclearance mithilfe der Cockroft-Gault Formel, welche bereits seit Jahren durch die Abschätzung der glomerulären Filtrationsrate mittels der CKD-EPI Krea Gleichung abgelöst wurde. Unklar ist, inwieweit es zu Diskrepanzen bei der Dosierung von NOAKS bei chronischer Nierenerkrankung durch die unterschiedliche Bestimmung der Nierenfunktion (Cockroft-Gault Gleichung vs. CKD-EPI Krea Gleichung) kommt.
Von 2008 bis 2015 wurden insgesamt 544 chronisch Nierenkranke der KDIGO-Stadien G2-G4 in die fortlaufende CARE FOR HOMe Studie eingeschlossen. Die Nierenfunktion zum Einschlusszeitpunkt wurde sowohl nach der Cockroft-Gault Gleichung als auch nach der CKD-EPI Krea Gleichung bestimmt. Die Dosierungsschemata von Rivaroxaban (KrCl > 50 ml/min), Apixaban (KrCl 15-29 ml/min, Kreatinin > 1,5 mg/dl, Alter > 80, Körpergewicht < 60 kg) und Edoxaban (KrCl 15-95 ml/min) erfolgten nach den offiziellen Fachinformationen.
435 Patienten, die mit Rivaroxaban behandelt werden könnten, unterschieden sich nach Cockroft-Gault und CKD-EPI Krea nach den Dosierungsschemata nicht. 2 Patienten hatten eine eGFR < 15 ml/min/1.73 m2 nach CKD-EPI Krea, und bekamen dadurch keine Antikoagulation, 12 wurden nach CKD-EPI überdosiert, und 95 nach CKD-EPI unterdosiert. Bei Apixaban betraf es 496 Patienten, die sich nach Cockroft-Gault und CKD-EPI Krea nicht unterschieden. 2 Patienten bekamen keine Antikoagulation, da sie eine eGFR < 15 ml/min/1.73 m2 nach CKD-EPI Krea aufwiesen und keine zusätzlichen Kriterien erfüllten, ein Teilnehmer wurde nach CKD-EPI überdosiert, und 45 nach CKD-EPI unterdosiert. 361 Teilnehmer, die mit Edoxaban behandelt werden könnten, unterschieden sich nach Cockroft-Gault und CKD-EPI Krea nicht. 2 Patienten hatten eine eGFR < 15 ml/min/1.73 m2 nach CKD-EPI Krea, und bekamen dadurch keine Antikoagulation, 12 wurden nach CKD-EPI überdosiert, und 91 nach CKD-EPI unterdosiert, 78 hatten nach der Cockroft-Gault Gleichung eine Kreatininclearance > 95 ml/min, sodass die Behandlung mit Edoxaban kontraindiziert ist.
Zusammenfassend wird die Diskrepanz zwischen der Bestimmung der Nierenfunktion nach Cockroft-Gault und CKD-EPI Krea im Hinblick auf die Dosierungsschemata der neuen oralen Antikoagulatien deutlich. Am ehesten ist dabei Apixaban zu empfehlen, dessen Dosierungsschemata neben der Nierenfunktion noch weitere Kriterien berücksichtigt. Fast 16 % der chronisch nierenkranken Menschen haben alleine aufgrund unterschiedlicher Bestimmungen der Nierenfunktion keine Möglichkeit von einer antikoagulatorischen Therapie zu profitieren.