Kaum ein Ereignis hat das tägliche Leben in den letzten Monaten so geprägt wie die Covid-19 Pandemie. Dabei sind Schmerzen häufig schon früh im Krankheitsverlauf zu beobachten. Dieses gilt für Kopfschmerzen (ca. 20-60%) und auch Muskelschmerzen (knapp 60%). Schmerzen und eine anhaltende Erschöpfung sind aber auch Beschwerden, die von Rekonvaleszenten berichtet werden, dabei ist es nicht immer klar, ob es sich um Symptome bedingt durch die „Hyperinflammation“ während der aktiven Erkrankungsphase ausgelöst werden oder auch eine Anpassungsstörung auf die erlebte Erkrankung und die damit bedingte Isolation handelt. In dem Symposium soll einerseits aufgezeigt werden, wie die Covid-19-Infektion neben der generellen Aktivierung von Entzündungsprozessen auch spezifische (neuro-) immunologische Prozesse induzieren kann (H. Prüß). Durch diese können wiederum sekundäre Erkrankungen ausgelöst werden, daneben aber auch Endothelschäden bzw. Gerinnungsstörungen, die dann sekundär auch zu Schmerzen führen können.
Muskelschmerzen gehören zu den häufigsten Symptomen der Covid-19 Infektion, daneben werden aber auch neuropathische Schmerzen beschrieben und in seltenen Fällen sind ein Gullain-Barre-Syndrom, Myositiden und Polyneuropathien beschrieben, die mit Schmerzen einhergehen. H. Krämer wird über die Epidemiologie und mögliche Mechanismen berichten.
Als weiterer Schwerpunkt in den Beschwerden von Covid-19 Patienten haben sich Kopfschmerz herausgestellt, wobei eine direkte Meningitis mit Nachweis von Covid-19 im Liquor fast nie vorliegt. Als Mechanismen, die zu den Kopfschmerzen im Rahmen der Infektion führen, werden neben der Gerinnungsstörung, die zu subklinischen Ischämien mit Triggerung einer cortical spreading depression (CSD) auch die Aktivierung meningealer nozizeptiver Fasern durch die inflammatorischen Zytokine und sowie eine Ähnlichkeit mit den Kopfschmerzen im Rahmen von Influenza-Infektionen diskutiert (A. Straube). Als ein Risikofaktor für die Entwicklung von Kopfschmerzen im Rahmen der Infektion stellt sich das vorbestehen einer Migräne heraus, was wiederum die Verbindung zu der Triggerung von CSD als Ursache von Kopfschmerzen erklären könnte. Daneben wird bei einer kleineren Gruppe von Patienten auch nach dem Abklingen der Akutsymptome eine Persistenz der Kopfschmerzen berichtet und diese Kopfschmerzen zeigen Ähnlichkeiten zu dem in der IHS-Klassifikation unter Gruppe 4 beschrieben NDPH (neu aufgetretener chronischer Dauerkopfschmerz).
Durch das Symposium soll neben den bisher erhobenen epidemiologischen Zahlen zu Schmerzen und Covid-19 auch eine Diskussion der Verbindung dieser Beschwerden zu immunologischen Mechanismen gegeben werden.