Migräne und Schlaganfall sind zwei häufige neurovaskuläre Erkrankungen mit komplexen Beziehungen. Mittlerweile liegt ausreichend Evidenz aus epidemiologischen Studien vor, dass Migräne mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse verbunden ist (1, 2).
Die genauen pathophysiologischen Mechanismen hinter dieser Verbindung sind jedoch nach wie vor unklar. In diesem Symposium sollen nun aus verschieden Perspektiven die Zusammenhänge und Mechanismen, die möglicherweise hinter dieser Migräne - Schlaganfall Assoziation stehen, beleuchtet werden.
Schlaganfall und Migräne: liefert die Bildgebung uns neue Erkenntnisse?
Im ersten Vortrag wird Herr PD Dr. Neeb einen Überblick über die jüngsten bildgebenden Untersuchungen geben, mit deren Hilfe der komplexe Zusammenhang zwischen Migräne und Schlaganfall besser verstanden werden kann. Verschiedenen MRT-Studien konnten bei Migränepatienten strukturelle zerebrale Veränderungen wie lakunäre Läsionen, „white matter lesions“ (WML) oder infarkt-ähnliche Läsionen darstellen (3). Inwieweit sich dieses auch auf funktionelle Prozesse im Gehirn auswirkt ist unklar. Hier können neuere morphometrische und funktionelle MRT-Ansätze mehr Klarheit bringen und aktuelle Studien hierzu werden ebenfalls vorgestellt.
Vaskuläre Funktionsstörung bei Migräne: Link zum Schlaganfallrisiko?
Im zweiten Vortrag wird Herr PD Dr. Liman aktuelle Studien zu (endo)-vaskulären Funktionsstörungen und Biomarkern der vaskulären Schädigung darstellen. So konnten mehrere Studien zeigen, dass jüngere Patienten mit Migräne mit Aura eine erhöhte und altersuntypische Gefäßsteifigkeit haben (4). Weiterhin sind verschiedene Biomarker für die endotheliale Aktivierung und Dysfunktion bei Migränepatienten und insbesondere bei Frauen mit Migräne mit Aura erhöht (5). Ob hier nun der mögliche Link zum Schlaganfallrisiko liegt, soll in diesem Vortrag beleuchtet werden.
Migräne und Schlaganfall aus Sicht der Genetik
Einen wesentlichen Beitrag zu einem besseren Verständnis des komplexen Verhältnisses zwischen Migräne (mit Aura) und dem ischämischen Schlaganfall kann die Genetik liefern (6). So wird im dritten Teil dieses Symposium Herr Prof. Dr. Freilinger den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema zusammenfassen und hierzu die folgenden Haupt-Aspekte beleuchten: In einem ersten Teil werden die erbliche zerebrale Mikroangiopathie CADASIL und andere monogene Entitäten besprochen, bei denen sowohl Migräne als Schlaganfälle Teil des phänotypischen Spektrums sind. In einem zweiten Teil werden die cortical spreading depolarisation (CSD) bzw. verwandte Phänomene wie peri-infarct depolarisations als plausibles pathophysiologisches Bindeglied zwischen Migräne und Schlaganfall vorgestellt,. Abschließend werden die gegenwärtig verfügbaren genomweiten Datensätze zu Migräne und Schlaganfall dargestellt, mit einem Exkurs zu Befunden bei Dissektionen hirnversorgender Gefäße.