Im bio-psycho-sozialen Modell der Schmerzverarbeitung wirkt eine Vielzahl von Faktoren auf die Wahrnehmung von akuten und chronischen Schmerzen ein. Einflüsse wie Aufmerksamkeit, Gedanken, Gefühle, Verhalten, körperliche Reaktionen oder Sensibilisierungsprozesse modulieren dabei Schmerzwahrnehmung und Prozesse der Schmerzchronifizierung.
Medizinisches Qi Gong stellt einen Therapiepfeiler der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) dar und wird seit vier Jahren mit Kindern und Jugendlichen mit chronischen Schmerzen im Rahmen von achtsamkeitsbasierten Gruppenangeboten am Zentrum für Schmerztherapie junger Menschen in Garmisch-Partenkirchen durchgeführt.
Die Patienten lernen, mithilfe von Atemtechniken, meditativen Übungen und konzentrierten und langsamen Bewegungen bewusst ihre persönlichen körperlichen und psychischen Stärken zu erkennen. Die Übungen sind dahingehend konzipiert, dass sie auch mit schmerzbedingten oder psychisch modulierten Einschränkungen gut durchführbar sind, was Bewegungsängste reduziert und die PatientInnen emotional stärkt. Nach der Philosophie der TCM sind Körper und Psyche nicht voneinander zu trennen, so dass die Übungen sowohl bezogen auf somatische als auch bezogen auf psychische Aspekte nähergebracht und wahrgenommen werden können.
Durch regelmäßige Evaluation und den Austausch mit den TeilnehmerInnen ist ein strukturiertes Konzept entstanden, welches das Interesse der PatientInnen weckt, ihre Bedürfnisse anspricht, zum Wohlbefinden beiträgt und nachhaltig selbstwirksam durchgeführt wird. Inhalte sind hier neben den Bewegungsübungen Themen wie gesunde Ernährung, Schlaf, Wahrnehmung von energetischen und emotionalen Blockaden und Ressourcen. Durch medizinisches Qi Gong werden mehrere Einflussfaktoren der Schmerzverarbeitung positiv und langfristig beeinflusst. Das Konzept ist auf Erwachsene übertragbar.
Im Workshop werden Konzept und Stundenaufbau des medizinischen Qi Gongs im Rahmen einer interdisziplinär-multimodalen Schmerztherapie vorgestellt und aktiv durchgeführt.