Seit der Jahrtausendwende ist es über 10 Jahre zu einer stetigen Zunahme der Opioidverordnungen in Deutschland gekommen, wobei parallel eine kontinuierliche Steigerung der DDD / Empfänger zu verzeichnen ist. Nach retrospektiven Analysen erhalten dabei knapp 10% aller Patienten, die eine Langzeit-Opioidtherapie wegen Nicht-Tumorschmerzen verschrieben bekommen, Dosen über 120 mg Morphinäquivalent / Tag, obwohl dies gemäß den LONTS-Empfehlungen nur in Ausnahmefällen sinnvoll erscheint.
Opioide werden nicht selten trotz unzureichender Wirkung sowie aufgrund ihrer sedierenden oder auch psychotropen Wirkung längerfristig eingenommen und z.T. auch unter diesen off-label-Indikationen ärztlich weiter verschrieben. Es tauchen in der Dokumentation von längeren Verläufen dann Begriffe wie Fehlgebrauch, Übergebrauch, Mißbrauch oder abweichender Substanzgebrauch auf. Dies könnte eine Verunsicherung sowohl auf Patienten als auch auf Behandlerseite widerspiegeln. Das neue DIAGNOSTIC AND STATISTICAL MANUAL OF MENTAL DISORDERS der Amerikanischen Gesellschaft für Psychiatrie DSM V sieht hier bzgl. der Begrifflichkeit neue Definitionen vor und versucht so der Begriffsvielfalt entgegenzutreten.
Unabhängig von der Terminologie stellt sich im klinischen Alltag für den Verschreiber der Medikation die Frage, welche Leitlinien oder Empfehlungen für die Langzeitverordnungen von Analgetika existieren. Neben Opioiden betrifft das auch Nichtopioide, Koanalgetika sowie Begleitmedikationen wie Benzodiazepine und Z-Drugs. Screeningtools für einen kritischen oder Fehlgebrauch sind für einzelne Substanzgruppen wie Opioide verfügbar (z.B. Current Opioid Misuse Measure COMM, Severity of Dependance Scale SDS), aber nicht für den deutschsprachigen Raum validiert. Die wichtigsten Hinweise auf einen Fehlgebrauch und abhängiges Verhalten sollten aber jedem Arzt, der längerfristig Analgetika rezeptiert, vertraut sein.
Anhand von ausgewählten Fallbeispielen werden die vorhandenen Leitlinien und Empfehlungen für verschiedene Substanzgruppen erörtert und Möglichkeiten zur Behandlung des Substanzfehlgebrauches diskutiert. Hierbei ist es ausdrücklich erwünscht, dass die Teilnehmer des Workshops eigene Fälle und Beispiele zur gemeinsamen Diskussion beitragen.