Der Tastsinn ist ein entscheidender Sinn des Menschen. Er hilft, verschiedene taktile Erfahrungen zu identifizieren, zu lokalisieren und zu unterscheiden. Neben seiner diskriminierenden Funktion ist der zwischenmenschliche Kontakt ein wichtiger affektiver Vermittler. Er vermittelt eine Vielzahl unterschiedlicher Emotionen und ist ein starkes Instrument für den Aufbau und die Aufrechterhaltung von Beziehungsbanden. Obwohl die zugrundeliegenden neurowissenschaftlichen Charakteristika des diskriminativen Aspekts von Berührung in der Literatur gut beschrieben sind, ist der affektive Aspekt erst seit kurzem von wissenschaftlichem Interesse. Der Fokus hat sich dabei auf eine bestimmte Gruppe von Nervenfasern gerichtet: Die C-taktilen (CT) Fasern, eine Gruppe kleiner, nicht myelinisierter Nervenfasern in der menschlichen behaarten Haut, die auf langsames, sanftes Streicheln reagieren, ähnlich wie bei der menschlichen Liebkosung. CT-Fasern werden am besten durch Stimulation bei Hauttemperatur aktiviert, was eine soziale Dimension der CT-Funktion unterstreicht. Typischerweise reagieren CT-Fasern mit einem anfänglichen Impulsschub, der innerhalb von 5 Sekunden auf Null abfällt, was CT-Fasern zwischen schnell und langsam adaptierenden Mechanorezeptoren einordnet. Insgesamt führt das Streichen mit Kräften von 0,3-2,5 mN zu den höchsten Reaktionen und und Geschwindigkeiten von 1-10 cm-s werden als angenehmer bewertet als das Streichen mit anderen Geschwindigkeiten. Es besteht eine invertierte quadratische Korrelation zwischen der Angenehmheit der Berührung und der Streichelgeschwindigkeit. Basierend darauf werden CT-Fasern als Hauptweg für die Verarbeitung angenehmer Berührungen angenommen, was durch die CT-evozierte Aktivierung in limbisch verwandten Hirnstrukturen als Teil des hedonischen Hirnnetzwerks des Menschen untermauert wird.
Neben der Interaktion mit dem hedonischen System interagieren CT-Fasern auch eng mit dem schmerzvermittelnden System. Es gibt Hinweise darauf, dass eine CT-Aktivierung sowohl zu einer peripheren Schmerzreduktion durch Hemmung von Nozizeptoren im spinalen Dorsalhorn als auch zu einer zentralen Schmerzreduktion durch zentralnervöse Interaktionen führt. Die Trennlinie zwischen angenehmer Berührung und Schmerz ist nicht statisch, sondern kann durch unterschiedliche Formen von akutem oder chronischem Schmerz neu konfiguriert werden. Dies steht im Einklang mit dem Nachweis, dass die Stimulation von CT-Fasern unter bestimmten Bedingungen Allodynie erzeugen kann.
Dieses Symposium soll das relativ junge Konzept der C-taktilen Nervenfasern vorstellen und Schnittmengen mit psychologischen und schmerztherapeutischen Aspekten vermitteln.