Vielen Abläufen im Gesundheitswesen fehlt noch eine ausreichende Patientenorientierung. Die Patientenvertretung im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) hat ein solches Defizit für das Akutschmerzmanagement thematisiert. Der aktuelle G-BA Beschluss ist aus Patientensicht ein wichtiger Schritt zu einer Verbesserung der Schmerztherapie in Kliniken und Praxen. Die definierte Vorgabe, ein Konzept zum Akutschmerzmanagement vorzuhalten und umzusetzen, stellt als Leitungsaufgabe eine Herausforderung für die einrichtungsinterne Kommunikation dar. So soll das in jeder Einrichtung zu entwickelnde und umzusetzende schriftliche Konzept mit allen an der Versorgung beteiligten Professionen abgestimmt werden. Als flankierende Maßnahme soll ein datengestütztes Qualitätssicherungsverfahren entwickelt werden. Die Relevanz für das Patientenoutcome und die verstärkte Aufmerksamkeit für dieses Querschnittsthema sind gute Gründe, das Vorgehen in der eigenen Einrichtung zu überprüfen und anzupassen.
Im zweiten Vortrag werden einige Elemente des Konzepts thematisiert. Welche Massnahmen haben sich in Studien als erfolgreich erwiesen, um das Patientenoutcome zu verbessern, welche Variablen sind aus Patientensicht relevant und verbessern die Patientenzufriedenheit. Beginnend mit einer adäquaten Information und Aufklärung zeigen Studien positive Effekte durch das Einbinden der Patienten in Entscheidungsprozesse. Eine regelmässige Erfassung nicht nur von Schmerzscores, sondern auch von eingriffsspezifischer physischer und psychischer funktioneller Beeinträchtigung sowie Nebenwirkungen der Therapie (patient-reported outcome) werden zukünftig Standard sein. Erforderliche Prozesse und Strukturen, ein abteilungsübergreifendes von allen beteiligten Professionen erarbeitetes schriftliches Schmerzkonzept, Festlegung der Zuständigkeiten und Vorhalten und Benennen von qualifiziertem Personal sind Aufgaben, denen wir uns jetzt stellen müssen.
In den Niederlanden werde seit 2003 Qualitätsindikatoren zur perioperativen und Tumorschmerztherapie erfasst. Die Erhebung ist in allen Krankenhäusern obligatorisch und die Daten werden national vom “Health Care Inspectorate” gesammelt. Die Ergebnisse sind öffentlich zugängig, allerdings nicht wirklich verlässlich, da jeder bestrebt ist, sein Krankenhaus gut darzustellen. Ein Beispiel für einen Qualitätsindikator, der sich dann als problematisch erwies: Anteil der Patienten mit Schmerzscore >7 innerhalb der ersten 72 Std nach OP. So wurden diverse Tricks und Methoden entwickelt, wie man Schmerzscores am besten bestimmt, um möglichst niedrige Werte zu erzielen. Schnell wurde darum klar, dass die Schmerzevaluation in allen Kliniken einheitlich erfolgen muss. Jedoch finden sehr stringente Vorgaben nicht immer Akzeptanz im klinischen Alltag. Eine regelmässige Überprüfung und kontinuierliche Weiterentwicklung der Qualitätsindikatoren innerhalb eines interdisziplinären Komitees wurde in den Niederlanden etabliert.