Viele Schmerzpatienten sprechen nicht zufriedenstellend auf Schmerzmedikamente oder andere Formen der Schmerztherapie an und leiden unter therapielimitierenden Nebenwirkungen. Neben biologischen Faktoren spielen auch psychosoziale bzw. patientenimmanente Faktoren eine große Rolle, ob und wie Patienten eine Therapie abschließen. Die Berücksichtigung dieser Faktoren in der Gestaltung von Diagnostik und Therapie ist hochrelevant. Ziel einer individualisierten Schmerztherapie ist es, eine Patientengruppe der „Responder“ oder Patienten mit gutem Wirkungs- Nebenwirkungsprofil zu identifizieren und gezielt zu behandeln.
Bezogen auf neuropathische Schmerzen, können Patienten mit der gleichen Schmerzerkrankung unterschiedliche klinische Präsentationen mit einer Vielzahl verschiedener somatosensorischen Symptome zeigen. Diese sensorischen Profile können die zugrunde liegenden Pathomechanismen reflektieren. Die sensorische Testung kann genutzt werden, um Patienten in Subgruppen einzuteilen, um so potenzielle Therapieresponder zu identifizieren. Bei der Durchführung einer prädiktiven Studie können verschiedene statistische Modelle Anwendung finden. Neben post-hoc Responderanalysen eignen sich vor allem Studien mit einer prospektiven Stratifizierung, um die Wirksamkeit von Medikamenten in Subgruppen zu bestimmen,
Personeninterne Faktoren wie Depressivität oder Angst wurden bereits als Prädiktoren für einen Therapieerfolg einer interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie (IMST) identifiziert. Selbstwirksamkeit und Akzeptanz bzw. psychologische Flexibilität stellen weitere zentrale psychologische Variablen dar, die einen Zusammenhang zur Anpassung an chronischen Schmerz zeigen. Die Veränderung dieser psychologischen Faktoren im therapeutischen Prozess kann zu Veränderungen des Schmerzerlebens führen. Ebenso spielen diese Variablen eine Rolle in der Vorhersage von Therapieerfolg bzw. Therapieresponse. Ihre Berücksichtigung in der Gestaltung einer individualisierten Schmerztherapie sind daher von hoher Bedeutung.