Autor:innen:
Dr. Anja Schramm | Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen gGmbH | Germany
Dr. Lea Höfel | Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen gGmbH | Germany
Christine Unterrainer | Universität Innsbruck | Austria
Prof. Dr. med. Haas Johannes-Peter | Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen gGmbH | Germany
Dr. med. Nicole Draheim | Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie | Germany
Zusammenfassung
Bei Schmerzerkrankungen im Kindes- und Jugendalter und Schilddrüsenerkrankungen, insbesondere der Hypothyreose, sind vergleichbare Beschwerden (Gelenk- und Muskelschmerzen, Müdigkeit, Weichteilschwellungen, traurige Stimmung etc.) häufig vorhanden. Neben der Erhebung der Prävalenz wurden Schmerzwahrnehmung und Alltagsbeeinträchtigung bei Kindern und Jugendlichen mit Schmerzerkrankungen mit und ohne Schilddrüsenpathologien verglichen.
Methoden
Es erfolgte eine prospektive Datensammlung von 400 Kindern und Jugendlichen (Ø-Alter 14 J., Spanne 6,7-17,8 J.; 81,5% weiblich), die sich zur interdisziplinär-multimodalen Schmerztherapie (IMST) im Zentrum für Schmerztherapie junger Menschen in den Jahren 2016/17 vorstellten. Ausschlusskriterien waren andere vordiagnostizierte Autoimmunerkrankungen (rheumatische Erkrankungen, Diabetes mellitus, Zöliakie etc.) sowie vorbekannte Schilddrüsenerkrankungen. Ausgewertet wurden Daten aus dem Deutschen Schmerzfragebogen für Kinder und Jugendliche (demografische Daten, Schmerzcharakteristika wie Schmerzorte, -dauer, -beginn, Schmerzintensität, Schmerzempfindung, schmerzbezogene Beeinträchtigung im Alltag). Zu Beginn der IMST wurden die Schilddrüsenhormone (TSH, fT4) bestimmt. Wurden pathologische Schilddrüsenhormone gemessen, erfolgte zusätzlich die Bestimmung der Schilddrüsen-Autoantikörper sowie eine Sonographie der Schilddrüse.
Ergebnisse
Die Diagnosen bzgl. der Schmerzerkrankung waren: in 78,3% chronische multilokuläre Schmerzen, 13,8%, Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS), 6,5% Kopfschmerzen und 1,5% Bauchschmerzen.
Bei 33 Patienten (8,3%) fanden sich veränderte TSH-Titer, 6 Patienten (1,5%) zeigten veränderte T4-Titer. Bei 4 dieser Patienten waren auffällige Schilddrüsen-Autoantikörper messbar, bei 13 Patienten war die Schilddrüsen-Sonografie pathologisch. Insgesamt konnte bei 1 Patienten eine Hypothyreose, bei 2 Patienten eine Hashimoto-Thyreoiditis, bei 3 Patienten Schilddrüsen-Zysten, bei 4 Patienten eine akute Thyreoiditis und bei 1 Patienten eine Struma nodosa diagnostiziert werden.
Mit 33 (8,3 %) zeigt sich im Vergleich zur Normalbevölkerung (1,6-3,6%) eine erhöhte Prävalenz für Schilddrüsenerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen mit Schmerzerkrankungen.
Durchgeführte T-Tests für unabhängige Stichproben wiesen keine signifikant verstärkte Schmerzwahrnehmung mit Hilfe der NRS (t (397) = 1,06; p = 0,288) auf. Auch die schmerzbedingte Alltagsbeeinträchtigung, gemessen mit dem PPDI und die Angabe des Schmerzcharakters (sensorisch versus affektiv) war bei Schmerzpatienten mit Schilddrüsenfunktionsstörung nicht signifikant verändert.
Zusammenfassung
Die Prävalenz von Schilddrüsenerkrankungen ist signifikant erhöht bei Kindern und Jugendlichen mit Schmerzerkrankungen. Schmerzintensität, Schmerzwahrnehmung (sensorisch, affektiv) und schmerzbedingte Beeinträchtigung im Alltag zeigten keine signifikante Veränderung bei Patienten mit chronischen Schmerzen und Schilddrüsenerkrankungen.