Die moderne Schmerztherapie stützt sich auch auf nicht-pharmakologische Therapien wie kognitive Verhaltenstherapie, Physiotherapie und Entspannungstechniken. Unter den verschiedenen Methoden der Schmerzlinderung mit medikamentenfreien Verfahren erfährt der Einsatz von Gerüchen zunehmend Aufmerksamkeit. Die Mehrzahl dieser Anwendungen basiert auf dem alten Konzept der Aromatherapie mit ätherischen Ölen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass das Konzept der Aromatherapie oft nicht wissenschaftlich abgesichert ist. Dagegen ist die Evidenz für positive Effekte der olfaktorischen Stimulation im Allgemeinen hervorragend. Eine strukturierte Exposition gegenüber Gerüchen ist bereits eine anerkannte Therapie bei Patienten mit Geruchsverlust und basiert auf der Tatsache, dass das olfaktorische System die Fähigkeit hat, sich aufgrund von Neuroplastizitätseffekten zu verändern und zu erholen.
In den letzten Jahren haben Studien mit definiertem Geruchstraining jedoch gezeigt, dass sie nicht nur die Geruchsfunktion wiederherstellen, sondern auch die Symptome der Depression abschwächen und das emotionale Wohlbefinden sowie die kognitiven Funktionen verbessern. Über die Mechanismen, die hinter diesen Effekten stehen, ist wenig bekannt. Indirekte hedonische Effekte auf Stimmung und Konzentration werden ebenso diskutiert wie der Zusammenhang zwischen olfaktorischen zentralnervösen Netzwerk und Strukturen wie Amygdala und orbitofrontalem Kortex, die an der Entstehung depressiver Symptome beteiligt sind. In Analogie zur Depression haben Geruchssinn und Schmerz mehrere Überschneidungen auf höheren zentralnervösen Verarbeitungsebenen, was eine gegenseitige Beeinflussung von Schmerz- und Geruchswahrnehmung nahelegt.
Vor diesem Hintergrund soll dieses Symposium den aktuellen Wissensstand zum therapeutischen Nutzen eines Trainings mit Düften darstellen und physiologische Zusammenhänge zwischen Riechen und Schmerzwahrnehmung zeigen. Eine Sonderstellung nimmt die Migräne als primäre zentralnervöse Erkrankung ein. Unterschiede des Riechvermögens bei Patienten mit Migräne werden in Zusammenhang zum klinischen Verlauf illustriert und therapeutische Interventionsmöglichkeiten vorgestellt. In diesem Zusammenhang unterstreichen EEG-Daten die besondere zentralnervöse Prozessierung von Gerüchen bei Patienten mit Migräne.