Dieses Symposium soll die Relevanz neuroimmunologischer Prozesse bei der Entstehung von Schmerzen insbesondere bei neurologischen Krankheiten aufzeigen. Im Gegensatz zur etablierten Bedeutung von Inflammation bei Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose und der Chronisch inflammatorisch demyelinisierenden Polyneuropathie ist die Bedeutung von Inflammation im Bereich der Schmerzforschung ein neuerer Ansatz. Ziel dieses Symposiums ist es, die aktuellen Erkenntnisse aus Tierstudien zu präsentieren sowie erste Befunde humaner Liquorstudien vorzustellen. Dabei sollen einige Immunzellen und ihr möglicher Einfluss auf die Entwicklung und Chronifizierung von Schmerz vorgestellt werden.
Die einzelnen Vorträge sind folgendermaßen aufgeteilt:
1) K.-H. Stürner, Neuroimmunologie Kiel: „Neuroinflammation und Schmerz bei Multipler Sklerose“
Schmerz ist eines der häufigsten Symptome bei Multipler Sklerose und von hoher Relevanz für die Lebensqualität der betroffenen Patienten. Hierbei ist Schmerz nicht nur Symptom einer zentralnervösen Schädigung, sondern auch Folge der inzwischen beschriebenen extensiven Interaktionen zwischen Immunsystem und Nervensystem. Besondere Rolle in der Schmerzentwicklung und Chronifizierung scheinen hierbei Natürliche Killerzellen (NK-Zellen) sowie Mastzellen mit Einfluss auf Mikroglia und Gliazellen darzustellen. Die Gemeinsamkeiten der Chronifizierung von Inflammation und Schmerz bei der Multiplen Sklerose stehen damit in biologischem Zusammenhang und bieten hier auch neue Ansätze zu Therapien.
2) F. Denk, London: „Neuroinflammation und neuropathischer Schmerz im Tiermodell“
Aus Studien im peripheren Nervengewebe von Mäusen lässt sich aktuell schließen, dass Neuroinflammation eine essentielle Rolle bei der Schmerzsensibilisierung spielt. Der Effekt scheint deutlich ausgeprägter und langanhaltender als bisher angenommen. Es ist denkbar, dass periphere Nozizeptoren mehr durch Immunzellen aktiviert und irritiert werden als durch tatsächliche Schädigungen, selbst bei neuropathischer Erkrankung. Gleichzeitig wird immer klarer, dass wir die sehr lokale und differenzierte Aktivierung unseres Immunsystems genauer verstehen müssen, um die Ursachen von chronischen Schmerzen richtig einordnen zu können.
3) J. Lassen, Schmerzforschung Kiel: „Protektive Effekte natürlicher Killerzellen bei neuropathischen Schmerzerkrankungen – neue Erkenntnisse aus humanem Liquor“
Ein schützender Einfluss natürlicher Killerzellen auf Schmerzsensibilisierung ist aus Mäusestudien hinreichend bekannt. Erstmals legen Ergebnisse in humanem Liquor eine Assoziation zwischen NK-Zellen und zentraler Sensibilisierung nahe. Mithilfe von FACS-Analysen und Quantitativer Sensorischer Testung konnte gezeigt werden, dass erhöhte NK-Zellfrequenzen mit reduzierter zentraler Sensibilisierung einher gingen. In diesem Symposium soll der mögliche schmerzprotektive Effekt natürlicher Killerzellen vorgestellt werden.