Die interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie (IMST) stellt einen zunehmend wichtigen Therapiebaustein in der Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen dar, insbesondere wenn es sich um komplexe Krankheitsprozesse im Sinne eines bio-psycho-sozialen Modells handelt. IMST-Programme werden immer wieder im Rahmen klinischer Studien untersucht; so liegen Studien u.a. zu diversen Schmerzsyndromen (z.B. Rücken- und Kopfschmerzen), unterschiedlichen Populationen (u.a. Kinder und Jugendliche, Senioren) vor. Darüber hinaus wird diese Therapieform in verschiedenen Versorgungsleitlinien (u.a. Kreuzschmerz) empfohlen. Dennoch liegt der Empfehlungsgrad der IMST in bisher publizierten Meta-Analysen oftmals nur im moderaten und z.T. auch nur niedrigen Bereich, was immer wieder zu kritischen Diskussionen über diese Therapieform führt.
In der Vortragsveranstaltung zum Thema der IMST wird zuerst Herr Prof. Kropp von der Univeriversitätsklinik in Rostock üer die Effektivität und Evidenz der IMST in der Behandlung unterschiedlicher Formen von Kopfschmerzen berichten. Im Anschluss wird Frau Wager aus dem Schmerzzentrum in Datteln Ergebnisse eines systematischen Reviews mit 38 Publikationen zur Wirksamkeit der intensiven interdisziplinären Schmerztherapie bei Kindern und Jugendlichen vorstellen. Für unterschiedliche Therapie-Outcomes wie beispielsweise Schmerzbeeinträchtigung oder emotionale Beeinträchtigung werden kurz-, mittel- und langfristige Effektgrößen präsentiert. Neben einer quantitativen Analyse der Daten werden ebenfalls die Charakteristika der eingeschlossenen Behandlungsprogramme beschrieben (qualitative Analyse). Die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Behandlungsprogramme werden vorgestellt.
Danach wird Herr Elbers aus Utrecht Daten eines in der Analyse der IMST bisher nicht angewandten methodischen Ansatzes, des sogenannten “living systematic reviews” vorstellen. Ziel des “living systematic reviews” ist es, die Analysen kontinuierlich zu aktualisieren und neue Studien, sobald diese verfügbar sind, einzuschließen. In diesem Kontext wird er Daten aus 74 Kohorten mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 12 Monaten vorstellen. Darüber hinaus wird er die Heterorgenität der Therapieprogramme im Hinblick auf ein optimiertes Studiendesign von IMST-Interventionen diskutieren.
Mit diesen Vorträgen (Kropp, Wager, Elbers) sollen die Zuhörer über den aktuellen Stand der Forschung zur Evidenz der IMST informiert werden.