Autor:innen:
A. Schmitt (Bad Mergentheim, DE)
B. Kulzer (Bad Mergentheim, DE)
D. Ehrmann (Bad Mergentheim, DE)
T. Haak (Bad Mergentheim, DE)
N. Hermanns (Bad Mergentheim, DE)
Fragestellung: Häufige Anforderungen und Probleme in der täglichen Auseinandersetzung mit Diabetes belasten die Lebensqualität und können die Entwicklung psychischer Störungen begünstigen. Diese Studie untersuchte diabetesspezifische Belastungen im Alltag mit T1DM sowie Zusammenhänge mit Glukose und Affektivität.
Methodik: In der DIA-LINK1-Studie schätzten Menschen mit T1DM mithilfe von Ecological Momentary Assessment 17 Tage lang täglich Belastungen durch verschiedene Diabetesprobleme ein (z.B. „Wie sehr waren Sie heute durch niedrige Glukosewerte belastet?“ 0–„gar nicht“…10–„sehr“). Die Glukose wurde kontinuierlich erfasst (CGM). Vor Beginn und nach vier Wochen wurden depressive Symptome mittels CES-D erfragt.
Ergebnisse: 203 Personen nahmen teil (Alter 38,6±12,8J.; 58,6% weiblich; Diabetesdauer 18,6±11,7J.; HbA1c 8,7±1,9%; 58,1% mit CSII). Die höchsten mittleren Belastungswerte zeigten sich für Hyperglykämien (4,3±1,9), Glukose-Schwankungen (3,5±1,8), behandlungsbedingte Kraftverluste (3,1±2,0) und Einschränkungsgefühle (2,8±2,0), gefolgt von Überforderungsgefühlen (2,3±1,9), Schuldgefühlen bei vernachlässigtem Selbstmanagement (2,1±2,0), Unterzuckerungen (2,0±1,3), Glukosealarmen (2,0±1,5), Sorgen vor Unterzuckerungen (1,8±1,6), mangelnder Unterstützung (1,7±2,0) sowie Sorgen vor Folgekomplikationen (1,6±2,2). Assoziationen mit höheren mittleren oder variierenden (SD) Glukoseleveln zeigten sich u.a. für Überforderungsgefühle, Schuldgefühle und Sorgen vor Folgen (p < .01). Sämtliche Diabetesbelastungen waren mit höherer Depressivität bei FU (p ≤ .013), mangelnde Unterstützung auch mit ansteigender Depressivität (Baseline–FU; p = .049), assoziiert.
Schlussfolgerungen: Diabetesspezifische Belastungen spielen im Alltag mit T1DM eine große Rolle. Insbesondere Probleme mit schwankenden bzw. hohen Glukosewerten sowie Belastungen durch die Anforderungen der Diabetesbehandlung (Einschränkung, Überforderung, Energieverlust) wurden häufig berichtet. Die Assoziationen mit erhöhten Glukosewerten und Depressivität legen nahe, dass hohe Belastungen die Glukoseeinstellung erschweren und Depressionssymptome begünstigen/verstärken können.
Unterstützt vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) [82DZD01102].