Autor:innen:
PD Dr. med. Christoph Knappich | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München | Germany
Thomas Lang | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München | Germany
Dr. med. habil. Pavlos Tsantilas | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München | Germany
Dr. med. Sofie Schmid | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München | Germany
Dr. med. Michael Kallmayer | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München | Germany
Prof. Dr. med. Hans-Henning Eckstein | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München | Germany
Hintergrund: Obwohl über die letzten Jahrzehnte ein kontinuierlicher Rückgang der perioperativen Komplikationsrate nach Karotis-Thrombendarteriektomie (CEA) und gleichzeitig ein Anstieg der Verwendung intraoperativer Erfolgskontrollen (IEK) beobachtet wurde, ist ein kausaler Zusammenhang nicht nachgewiesen.
Fragestellung: Überblick über die zur IEK angewandten Methoden [Angiographie, intraoperative Duplex-Sonographie (IDUS), Flussmessung, Angioskopie], und Untersuchung deren Einfluss auf perioperative Komplikationsraten nach CEA.
Material und Methoden: Um Artikel über unterschiedliche IEK-Methoden zu identifizieren, erfolgte anhand prädefinierter Suchwörter eine PubMed-basierte systematische Literatur-Recherche (1980–2020). Gepoolte Analysen und Meta-Analysen mit Berechnung des Relativen Risikos (RR) und der 95% Konfidenzintervalle (CI) wurden durchgeführt, um CEA-Outcomes mit unterschiedlichen IEK-Techniken bzw. ohne jegliche IEK zu vergleichen. Zur Quantifizierung der Studien-Heterogenität wurden I2-Werte ermittelt.
Ergebnisse: Es wurden 31 Studien ermittelt, die Outcomes von Patienten berichteten, welche einer CEA mit Angiographie (n=53168), IDUS (n=19612), Flussmessung (n=16812), oder Angioskopie (n=2291) unterzogen wurden. Ein perioperativer Schlaganfall trat in 1,5, 1,8, 3,6, und 1,5% der Patienten auf, während 1,7, 1,9, 2,2, und 2,0% einen Schlaganfall oder Tod erlitten. Eine intraoperative Revision nach CEA mit Angiographie, IDUS, und Angioskopie erfolgte in 5,7, 5,9, und 7,9%. Im Vergleich zur CEA ohne jegliche IEK, zeigte die gepoolte Analyse für Patienten die mittels CEA und Angiographie behandelt wurden signifikant niedrigere perioperative Raten an Schlaganfall (RR 0,48; 95% CI 0,37–0,63; p < 0,0001) und an Schlaganfall oder Tod (RR 0,76; 95% CI 0,67–0,83; p < 0,0001). Ebenso war IDUS mit niedrigeren Raten, einen perioperativen Schlaganfall (RR 0,57; 95% CI 0,43–0,75; p=0,0001) oder Schlaganfall oder Tod (RR 0,84; 95% CI 0,74–0,94; p=0,0024) zu erleiden, assoziiert. Die Angioskopie zeigte eine Assoziation mit einer niedrigeren Schlaganfall-Rate (RR 0,48; 95% CI 0,033–0,68; p=0,0001), während sich kein Effekt auf die Schlaganfall- oder Todesrate zeigte. Im Vergleich zur Angiographie war die Angioskopie mit einer höheren intraoperativen Revisions-Rate assoziiert (RR 1,31; 95% CI 1,09–1,57; p=0,004). Die Meta-Analyse bestätigte niedrigere perioperative Schlaganfall- oder Todesraten für Angiographie (RR 0,83; 95% CI 0,76–0,91) und IDUS (RR 0,86; 95% CI 0,76–0.98) im Vergleich zur CEA ohne IEK, während die Flussmessung keine signifikante Assoziation zeigte.
Schlussfolgerung: Trotz des Fehlens einer konfirmatorischen Studie deuten die Ergebnisse der gepoolten Analysen sowie der Meta-Analysen auf einen signifikanten Nutzen von Angiographie, IDUS und Angioskopie auf die perioperativen Ergebnisse nach CEA. Die routinemäßige Anwendung von IEKs sollte daher zum festen Armamentarium der Karotis-Chirurgie gehören.