Autor:innen:
Mostafa Labib | Klinikum Ernst von Bergmann | Germany
Dr. med. Maxim Nebrig | Klinikum Ernst von Bergmann | Germany
Dr. med. Peter Adeberg | Klinikum Ernst von Bergmann | Germany
Prof. Dr. med. Frank Marusch | Klinikum Ernst von Bergmann | Germany
Dr. med. Peter Olschewski | Klinikum Ernst von Bergmann | Germany
Einleitung:
Die Anwendung subkutaner Redon-Drainagen ist in der Extremitäten-, Gefäß- und Weichteilchirurgie weit verbreitet. In der Gefäßchurgie ist die Einlage einer Redon-Drainage in die Leistenwunde zur Vorbeugung postoperativer Hämatome, Lymphfisteln und Infekte eine weit verbreitete Maßnahme.
Die Sinnhaftigkeit der Anwendung bleibt bis heute in der Literatur Gegenstand kontroverser Auseinandersetzung.
In der folgenden Arbeit soll anhand einer retrospektiven Datenanalyse des eigenen Patientenkollektivs eine Übersicht über den Einsatz von Redon-Drainagen und assoziierte Morbidität präsentiert werden.
Methode:
Die Patientenakten aller Eingriffe wurden analysiert, bei denen im EvB Potsdam im Zeitraum 11/17-12/20 in der Gefäßchirurgie eine Leisteninzision durchgeführt wurde.
Von 208 identifizierten Fällen erfolgte nach Entscheidung des Operateurs bei 94 die Anlage einer Redon-Drainage („Drainage“-Gruppe), 114 Fälle wurden ohne Redon-Drainage („non-Drainage“-Gruppe) behandelt.
Beide Gruppen wurden bezüglich der Patientencharakteristika und Art der OP-Indikation miteinander verglichen.
Das Statistik erfolgte mittels einer multivariablen Analyse unter Verwendung des Mann-Whitney-U- und Chi-quadrat Tests.
Ergebnisse:
Redon-Drainagen wurden am häufigsten nach TEA der Femoralisgabel (86/208; 41,3%) und nach Anlage eines femoropoplitealen Prothesen-Bypasses (39/208; 18.7%) verwendet.
Im Rahmen der Analyse der Patientencharakteristika (Alter, Geschlecht, Adipositas, Diabetes Mellitus, PAVK Stadium und Revisionseingriffe) fanden wir keine signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
Die Arten des durchgeführten Eingriffs waren bis auf einen etwas erhöhten Anteil der Bypassanlagen zwischen den zwei Gruppen gleich verteilt.
Zwischen Drainage -Gruppe und non-Drainage-Gruppe zeigten sich Unterschiede hinsichtlich Wundinfektion (16/94; 32% vs. 9/114; 7,8%)(p=0,054), Lymphfistel (14/94; 14,9% vs. 7/114; 6,1%)(p=0,030), operativer Wundrevision (15/94; 16% vs. 11/114; 9,6%)(p=0,171) und operationspflichtiger Nachblutung (3/94; 3,2% vs. 2/114; 1,8%)(p=0,232).
Die Wiederaufnahmerate in der Drainage-Gruppe betrug 18/94; 19% vs. 12/114; 10,5% in der non-Drainage-Gruppe(p=0,152)
Die mediane Aufenthaltsdauer betrug in der Drainage-Gruppe 11,5 Tage, in der non-Drainage-Gruppe 7 Tage(p=0,000).
Schlussfolgerungen:
Vorteile einer Anwendung subkutaner Redon-Drainagen konnten in der Literatur nicht eindeutig belegt werden. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie weisen auf ein mögliches erhöhtes Komplikationsrisiko durch den Einsatz von Redon-Drainagen nach Leisteninzision hin.
Einschränkend für die Aussagekraft der Daten sind die retrospektive Analyse, eine kleine Fallzahl und die retrospektiv nicht darstellbare Begründung für die Entscheidung des Operateurs für oder gegen die Einlage einer Redon-Drainage.