Autor:innen:
Dr. med. Felix Kirchhoff | Klinikum Rechts der Isar | Germany
Dr. Sofie Schmid | Klinikum Rechts der Isar | Germany
Bianca Bohmann | Klinikum Rechts der Isar | Germany
Dr. Silke Wunderlich | Klinikum Rechts der Isar | Germany
Dr. Sofiane Dridi | Klinikum Rechts der Isar | Germany
Dr. med. Michael Kallmayer | Klinikum Rechts der Isar | Germany
Dr. med. habil. Pavlos Tsantilas | Klinikum Rechts der Isar | Germany
Prof. Dr. med. Hans-Henning Eckstein | Klinikum Rechts der Isar | Germany
Hintergrund:
Der Stellenwert der Carotis-Endarteriektomie (CEA) in der Prävention der zerebralen Ischämie wurde in randomisierten Studien gesichert, die Art der Anästhesie und die Rationale für intraoperative Kontrollverfahren sind hingegen nicht eindeutig geklärt.
Fragestellung:
Gibt es klinische und insbesondere prozedurale Faktoren, die das Ergebnis nach CEA im eigenen Patientenkollektiv positiv oder negativ beeinflusst haben?
Patienten und Methoden:
Alle zwischen 1/2004 – 12/2019 mit CEA versorgten Patienten mit einer symptomatischen (63%) oder asymptomatischen Carotistenose (37%) wurden eingeschlossen (n=1872, medianes Lebensalter 71 Jahre, 70% männlich). Ausgeschlossen wurden Patienten mit Rezidivstenose, Aneurysma oder Notfall-CEA. Alle Patienten wurden prä- und postoperativ neurologisch untersucht. Die Datenerhebung erfolgte Datenbank-basiert mit Dokumentation aller klinischen und prozeduralen Variablen.
Primärer Studienendpunkt (POE) war die kombinierte Rate an schweren Schlaganfällen (mod. Rankin-Score, mRS > /=3) oder Tod während des KH-Aufenthaltes. Sekundäre Endpunkte waren die Gesamtschlaganfallrate, sowie die einzelnen Elemente des POE.
Die statistische Auswertung erfolgte mithilfe univariater und multivariabler logistischer Regressionsanalysen. Trends wurden durch Gruppierung des Krankenguts in vier 4-Jahres Zeiträume und die Anwendung des Cochran-Armitage Tests analysiert.
Ergebnisse:
Im zeitlichen Trend zeigte sich ein signifikanter Anstieg des medianen Lebensalters von 68 auf 73 Jahre (p < 0.0001). Die operative Therapie erfolgte mittels Eversions-CEA (62%), CEA mit/ohne Patch-CEA (33%/3%) und Carotis-Interponat (2%). Shunting erfolgte selektiv und bei intraoperativen zerebralen Komplikationen. Die Lokalanästhesie (LA) wurde zunehmend eingesetzt (28% auf 91%), ebenso intraoperative Kontrollverfahren (Angiographie von 3% auf 98%, Sonographie von 0% auf 78%).
Die kombinierte schwere Schlaganfall- und Mortalitätsrate ist seit 2004 von 2.8% auf 0,9% gesunken (p=0.01), die Gesamtschlaganfallrate/Mortalität von 3.7% auf 1.5% (p=0.04).
In der risiko-adjustierten multivariablen Analyse waren folgende Variablen mit einem signifikant höheren Risiko für den POE assoziiert: symptomatische Stenose (OR 3,24; 95% KI 1,28-8,17; p=0,01), Carotis-Interponat (OR 10,42; 95% KI 2,48-43,77; p=0,001) und selektives Shunting (OR 4,09; 95% KI 1,67-10,03; p=0,002). Die LA war mit einem hochsignifikant niedrigeren Risiko assoziiert (OR 0,25; 95% KI 0,10-0,62; p=0,003), ebenso die Durchführung einer intraoperativen Kontrollangiographie (OR 0,09; 95% KI 0,01-0,81; p=0,03).
Diskussion:
Das mediane Lebensalter unserer geplanten CEA-Patienten hat seit 2004 um 5 Jahre zugenommen. Die Rate an schweren perioperativen Schlaganfällen oder Todesfällen konnte durch die Einführung der CEA in Lokalanästhesie und die zunehmende Verwendung intraoperativer Kontrollverfahren (Angiographie) signifikant reduziert werden.