Autor:innen:
Dr. med. Johannes Hatzl | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Vivian Wang | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Prof. Dr. med. Maani Hakimi | Luzerner Kantonsspital | Switzerland
Prof. Dr. med. Christian Uhl | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
PD Dr. Fabian Rengier | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Dr. Tom Bruckner | Universität Heidelberg | Germany
Prof. Dr. med. Dittmar Böckler | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Hintergrund
Die Bedeutung von Typ 2 Endoleckagen (EL2) nach endovaskulärer Aortenreparatur (EVAR) wird in der Literatur kontrovers diskutiert.
Fragestellung
Ziel dieser Studie war es, den Einfluss von persistierenden Typ 2 Endoleckagen (pEL2) auf die Größenentwicklung des abdominellen Aortenaneurysmas (AAA) zu untersuchen.
Methoden
Es handelt sich um eine retrospektive, monozentrische Fall-Kontroll-Studie. Aus einer klinikinternen EVAR-Datenbank (1.1.2004 und 31.12.2018) wurden alle Patienten mit isolierter pEL2 (>12 Monate nachweisbar) als Untersuchungsgruppe unter Einsatz eines Matching-Verfahrens (1:1, nach Alter und Geschlecht) mit einer Kontrollgruppe ohne Endoleckage (noEL) verglichen. Einschlusskriterium für beide Gruppen war das Vorliegen von ≥ 2 postoperativen Computertomographie-Angiographien (CTA) in einem zeitlichen Abstand von > 365 Tagen. Die Messung des maximalen Durchmessers der AAA erfolgte in vier Ebenen (axial-quer, axial-ant.-post., frontal, sagittal) an allen verfügbaren CTAs. AAA-Wachstum (bzw. -Schrumpfung) wurde definiert als Zunahme (bzw. Abnahme) des Durchmessers um ≥ 5 mm in ≥ 2 Ebenen im Vergleich zur ersten postoperativen CTA. Studienendpunkt war das AAA-wachstumsfreie (bzw. schrumpfungsfreie) Überleben.
Ergebnisse
Von insgesamt 773 EVAR-Patienten zeigten 286 eine EL2 in einer postoperativen CTA oder in der intraoperativen Abschlussangiographie (37%). 45 von 286 Patienten (15,7%) zeigten eine pEL2. Bei den 45 Patienten mit pEL2 wurden 137 CTAs durchgeführt (Mittelwert: 3,0 CTAs/Patient) mit einem mittleren maximalen Nachsorgezeitraum von 962,4 Tagen (Spannweite: 371-962,4). Die korrespondierenden 45 Patienten aus der alters- und geschlechtsgleichen Kontrollgruppe hatten 120 verfügbare CTAs (Mittelwert: 2,7 CTAs/Patient) mit einem mittleren maximalen Nachsorgezeitraum von 962,1 Tagen (Spannweite: 372-962,1). Beide Gruppen waren neben Alter und Geschlecht auch vergleichbar hinsichtlich präoperativer Nierenfunktion sowie AAA-Durchmesser und Aneurysmahalsmorphologie. Das Aneurysma-wachstumsfreie Überleben in der pEL2-Gruppe betrug 100%, 85,2% und 24,1% nach 1, 3 und 5 Jahren verglichen mit 100% nach 1, 3 und 5 Jahren in der noEL-Gruppe (p < 0,01, log-rank test). Das Aneurysma-schrumpfungsfreie Überleben in der pEL2-Gruppe betrug nach 1, 3 und 5 Jahren 95,5%, 90,4% und 79,1%, verglichen mit 86,7%, 19,3% und 4,8% in der noEL-Gruppe (p < 0,01, log-rank test).
Schlussfolgerung
Der CT-angiographische Nachweis einer pEL2 ist mit hoher Wahrscheinlichkeit für AAA-Wachstum ≥ 5 mm im mittelfristigen Verlauf assoziiert. Der Nachweis von pEL2 erfordert jährliche Nachsorge und Monitoring des AAA-Durchmessers zur rechtzeitigen Diagnose relevanter Spätkomplikationen.