Autor:innen:
Dr. med. Moritz Wegner | Uniklinik Köln | Germany
Priv. -Doz. Dr. med. Spyridon Mylonas | Uniklinik Köln | Germany
Prof. Dr. med. Jan Brunkwall | Universitätsklinikum Köln | Germany
Prof. Dr. med. Bernhard Dorweiler | Uniklinik Köln | Germany
Hintergrund und Fragestellung: Infektionen von aortalen Gefäß- und Gefäßendoprothesen stellen schwerwiegende Komplikationen nach rekonstruktiven aortalen Eingriffen dar. In den aktuellen ESVS-Leitlinien wird eine komplette Explantation des Prothesenmaterials mit anschließender in-situ Rekonstruktion der Aorta empfohlen. Ziel dieser Studie ist die Evaluation unterschiedlicher operativer Strategien zur Behandlung aortaler Gefäßprotheseninfektionen.
Methoden: In diese retrospektive Studie wurden 58 Patienten mit aortaler Prothesen- oder Endoprotheseninfektion, die zwischen Januar 2015 und Dezember 2019 in unserer Abteilung behandelt wurden, eingeschlossen. 46 dieser Patienten waren männlich, der Altersmedian lag bei 76 Jahren. Die Indexoperationen waren: 1 Ch-TEVAR, 2 TEVAR, 4 FEVAR, 1 sandwich-TEVAR, 16 EVAR, 5 EVAR mit ISB, 2 Rohrprothesen, 12 aorto-biiliakale Prothesen, sowie 15 aorto-bifemorale Prothesen. Das mediane Intervall von Indexoperation bis zur Diagnosestellung betrug 25,8 (1-38) Monate. Bei 13 Patienten bestand eine aorto-enterale Fistel, bei 3 Patienten eine aorto-ureterale Fistel. Aorto-tracheale und aorto-ösophageale Fisteln traten bei jeweils einem Patienten auf. 17 Patienten wurden mit Homografts behandelt, 13 Patienten mit einer Rekonstruktion aus tiefen Femoralvenen und 11 Patienten mit einer Kombination aus beidem. Silber-beschichtete Prothesen wurden bei 9 Patienten verwendet, eine aus bovinem Perikard geformte Prothese mit Omniflow-II-Verlängerung bei 4 Patienten. Risikobedingt erfolgte bei 4 Patienten ein konservatives Vorgehen.
Ergebnisse: Die 30-Tages-Mortalität betrug 27,5%. 7 der 13 Patienten mit aorto-enteraler Fistel verstarben im Multiorganversagen nach Insuffizienz der enteralen Rekonstruktion. Während des medianen Nachbeobachtungszeitraums von 39 (9-68) Monaten verstarben alle konservativ behandelten Patienten. Bei 9 Patienten waren keine Follow-Up-Informationen erhebbar. Die 3-Jahres-Überlebensrate betrug 62,1%. Bei 3,7% der Patienten kam es zu Re-Infektionen, bei 46,3% der Patienten wurden Folgeeingriffe auf Grund von Prothesenverschlüssen, Re-Infektionen oder Aneurysmen notwendig.
Schlussfolgerung: In der Behandlung der seltenen, jedoch potenziell tödlichen, Infektion aortaler Prothesen und Endoprothesen stellt die Anwendung von Homografts oder biologischen Materialien eine sichere und effiziente Lösung zur Gefäßrekonstruktion dar, sofern kein autologes Venenmaterial zur Verfügung steht. Die Behandlungsstrategie sollte hierbei individuell auf die Lebenssituation des Patienten, die Verfügbarkeit von Gefäßersatzmaterial und die chirurgische Expertise zugeschnitten sein.