Autor:innen:
Dr. med. Carola Marie Hoffmann-Wieker | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Prof. Dr. Ulrich Ronellenfitsch | Universitätsklinikum Halle (Saale) | Germany
Univ. Prof. Dr. med. Dittmar Böckler | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Hintergrund
Für die Behandlung von Stenosen der Femoralisgabel stehen als bisheriger Standard die offen-chirurgische Thrombendarteriektomie (TEA) sowie alternativ endovaskuläre Verfahren (ENDO) zur Verfügung.
Fragestellung
Ziel dieser Arbeit ist es, durch eine Meta-Analyse mit individuellen Patientendaten (IPD) TEA und ENDO hinsichtlich patientenrelevanter Endpunkte zu vergleichen.
Material und Methoden
Es erfolgte eine systematische Suche der verfügbaren Evidenz aus Literaturdatenbanken. Identifizierte Studien wurden anhand vorgegebener Kriterien eingeschlossen. Von allen Studien wurden IPD angefordert. Für beide Modalitäten (TEA, ENDO) wurden folgende Endpunkte ausgewertet: primäre Offenheit (PP), Freiheit von Interventionen, sekundäre Offenheit (SP), Extremitätenerhalt, perioperative Morbidität. Die aggregierten Daten wurden für die jeweilige Modalität (TEA, ENDO) in einer Meta-Analyse zusammengefasst, ein formaler statistischer Vergleich war nicht möglich. Aus IPD wurden Ereignisanalysen (Kaplan-Meier-Kurven, Cox-Regression) erstellt sowie eine vergleichende Meta-Analyse durchgeführt.
Ergebnisse
Von 391 durch die Literaturrecherche identifizierten Studien erfüllten 18 die Einschlusskriterien. 11 Studien untersuchten ausschließlich TEA, 5 Studien ausschließlich ENDO und 2 Studien verglichen TEA und ENDO. IPD standen aus zwei einarmigen Studien zur TEA und einer randomisierten Studie zur Verfügung. In der Meta-Analyse für PP, basierend auf 2 Studien, zeigten sich keine signifikanten Unterschiede (HR=0,30, p=0,35). Die kombinierte Meta-Analyse mit IPD und aggregierten Daten zeigte eine PP nach 6, 12 und 24 Monaten von 92%, 87% und 87% für TEA und 82%, 80% und 80% für ENDO. In der univariaten Cox-Regression zeigte die Rutherford-Klassifikation mit einer positiven Assoziation als einziger Parameter einen Effekt auf die PP (HR=1,40 [1,09;1,80]). Für die Endpunkte Freiheit von Interventionen, SP und Extremitätenerhalt lagen nur aggregierte Daten vor, so dass keine Regression möglich war. Die Freiheit von Interventionen nach 12 Monaten betrug 94% für TEA und 82% für ENDO. Die SP nach 12 Monaten betrug 96% für TEA und 82% für ENDO. Der Extremitätenerhalt nach 12 Monaten lag bei 97% für TEA und 95% für ENDO. Die perioperative Morbidität betrug 9% für ENDO und 13% für TEA.
Diskussion
Die vorliegende Analyse zeigt zu allen Beobachtungszeitpunkten höhere PP und SP sowie Extremitätenerhalt und Freiheit von Interventionen für TEA verglichen mit ENDO bei etwas höherer perioperativer Morbidität. Der Vergleich beider Verfahren ist durch nicht-randomisierte Studiendesigns und heterogene Studienpopulationen sowie die eingeschränkte Verfügbarkeit von IPD erschwert.
Schlussfolgerung
TEA scheint im Vergleich zu ENDO das effektivere Verfahren hinsichtlich Offenheit, Re-Interventionen und Extremitätenerhalt zu sein und sollte daher bevorzugt werden. Da derzeit kaum höhergradige Evidenz verfügbar ist, sollten weiterhin randomisierte Studien zur Fragestellung.