Autor:innen:
Dr. med. Steffen Wolk | Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden | Germany
Lena-Sophie Prange | Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden | Germany
Dr. Felix Schaab | Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden | Germany
Univ. Prof. Dr. med. Christian Reeps | Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden | Germany
Hintergrund: Penetrierende Aortenulcera (PAU) sind seltene Erkrankungen. Zu natürlichem Verlauf und Behandlungsindikation bestehen zahlreiche Kontroversen.
Fragestellung: Ziel der vorliegenden Arbeit ist es die Inzidenz, den natürlichen Verlauf, sowie die Behandlungsergebnisse von PAUs zu evaluieren.
Methodik: In einer retrospektiven Evaluation wurden 112.506 CT-Befunde von 35.181 Patienten am Universitätsklinikum Dresden im Zeitraum vom 01.01.2011 bis 11.03.2019 anhand der elektronischen Patientenakten und Befundungsergebnissen auf das Vorhandensein eines PAU analysiert. Die CTs wurden von einem FA für Gefäßchirurgie und Radiologen befundet. Die Definition eines PAU erfolgte anhand der ESC-Leitlinien. Die erhobenen Daten wurden deskriptiv ausgewertet. Das Überleben wurde mit dem Kaplan-Meier-Verfahren dargestellt. Unterschiede im Überleben zwischen operativ und konservativ behandelter Patienten wurden mittels Log-Rank-Test ermittelt.
Ergebnisse: Die Inzidenzrate betrug 0,79%. Hierbei waren thorakale PAU mit 0,81% öfter als abdominelle PAU mit 0,50%. Aus der Gesamtkohorte wurden 313 PAU in 278 Patienten analysiert (74,8% männlich (n=208), durchschnittliches Alter 74±9 Jahre). 10,4% der Patienten (n=29) hatten mehrere PAUs an unterschiedlichen Lokalisationen. Zum Diagnosezeitpunkt waren 83,5% (n=232) der Patienten asymptomatisch, 10,1% symptomatisch (n=28), 5,8% rupturiert, hämodynamisch stabil (n=16) und 0,7% rupturiert, hämodynamisch instabil (n=2). Die Lokalisation war zu 2,2% in der Aorta ascendens, zu 4,5% im Aortenbogen, zu 56,9% in der thorakalen Aorta descendes, zu 7,3% infradiafragmal, zu 26,5% infrarenal und zu 2,6% in der A. iliaca. Der mittlere Gesamtdurchmesser der Aorta auf Läsionshöhe betrug 36,0±11,7mm bei einer Ulcustiefe des PAU von 11,1±7,8mm. 41,3% der PAUs, die in einer sequentiellen Bildgebung erfasst wurden zeigten einen Größenprogress. Das mittlere Follow-Up betrug 59,04 Monate. 114 Patienten (59%) wurden operativ therapiert (davon 92,1% endovaskulär). Indikationen zur chirurgischen Therapie waren Symptomatik/gedeckte Ruptur (n=46, 40,4%), Größenprogress (n=25, 21,9%) und Angiomorphologie (n=43, 37,7%). Die häufigsten OP-Verfahren waren TEVAR und EVAR (61,9% und 38,1%). Es zeigten sich nach endovaskulären Verfahren primär 5 Endoleaks [4 Typ I (3,5%), 1 Typ III (0,9%)], sekundär 12 [8 Typ I (7%), 4 Typ III (3,5%)]. Die Krankenhausletalität der operierten Patienten betrug 0%. Das 1-, 3- und 5-Jahres-Überleben der operativ versorgten Patienten lag bei jeweils 85%, 77% und 64%, bei 3 aortenbezogenen Todesfällen. Operativ behandelte Patienten zeigten ein signifikant besseres Überleben im Vergleich zu konservativ behandelten Patienten. Die mediane Überlebenszeit betrug bei operativ behandelten Patienten 80,5 vs. 35,1 Monate (p < 0,001).
Schlussfolgerung: Größenprogress bei Konservativer Therapie, Die operative Therapie des PAUs ist relativ risikoarm aber kontrollbedürftig und mit einem besseren Gesamtüberleben assoziiert.