Autor:innen:
Dr. med. Mikolaj Walensi | CONTILIA Heart and Vascular Center - Elisabeth Hospital Essen | Germany
Dr. med. Marius Petru Felecan | St. Agnes Hospital Bocholt-Rhede | Germany
Prof. Dr. med. Johannes N. Hoffmann | CONTILIA Heart and Vascular Center - Elisabeth Hospital Essen | Germany
Einleitung: Gefäßchirurgische Patienten sind oft alt und leiden unter multiplen Komorbiditäten. Die Gebrechlichkeit (Frailty) hat in diesem speziellen Patientenkollektiv eine hohe Prävalenz und kann das Ergebnis der operativen Therapie maßgeblich beeinflussen. Bisher liegen nur vereinzelt prospektive Studiendaten hierzu in gefäßchirurgischen Patientenkollektiven vor. Ziel dieser prospektiven Untersuchung ist die Erfassung der Frailty anhand einer standardisierten Erhebung mittels der Clinical Frailty Scale (CFS) und die Charakterisierung von subkollektiven Risikofaktoren und ihrer klinischen Implikationen.
Metodik: In Zeitraum vom 01.01.2020 bis 31.03.2020 wurde die Gebrechlichkeit bei 302 stationären gefäßchirurgischen Patienten des Contilia Herz- und Gefäßzentrums Essen bei Aufnahme anhand der CFS (1: sehr fit bis 9: terminal erkrankt) erhoben. Prospektiv wurden, neben demographischen Parametern, Daten zu Komorbiditäten (Nikotinkonsum, Hypertonus, KHK, COPD, Nireninsuffizienz/Dialyse, zerebrale Insuffizienz, pAVK-Stadium, Gehstrecke, Demenz) sowie operative Verfahren, Komplikationen und der Verweildauer registriert.
Ergebnisse: Von 302 Patienten (124 weiblich, 70 Jahre (29-96), BMI 26,9 (17,3-50) (median, range)) wurden 156 wegen einer pAVK (119 offen, 37 endovaskulär), 26 wegen eines abdominellen Aneurysmas, 26 wegen einer Karotisstenose, 39 wegen eines Venenleidens, 21 wegen eines dialysebedingten Gefäßzugangs und 16 wegen eines Aneurysma spuriums behandelt. Weitere 18 Patienten wurden konservativ behandelt. Die CFS war wie folgt verteilt: CFS 1 (5 Patienten), 2 (54), 3 (87), 4 (63), 5 (30), 6 (25), 7 (22), 8 (16), 9 (0). Die Ergebnisse hinsichtlich der Assoziation der CFS und den Komplikationen sowie der stationären Verweildauer werden aktuell ausgewertet..
Zusammenfassung: Die prospektive Observationstudie zeigt die Möglichkeit der routinemäßigen Erhebung der CFS bei gefäßchirurgischen stationären Patienten im Rahmen des Aufnahmeprozesses. Weitere Untersuchungen und Auswertungen müssen zeigen, ob eine gezielte perioperative Therapie (z.B. Krafttraining, Ernährungstherapie, Verabreichung von Steroidhormonen, frühes klinisches Fallmanagement) bei Patienten mit hohem CFS sinnvoll ist und das klinische Outcome sowie die stationäre Verweildauer positiv beeinflussen können.