Autor:innen:
Alina-Marilena Bresler | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Prof. Dr. med. Christian Uhl | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Priv.-Doz Andreas S. Peters | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Prof. Dr. med. Moritz Sebastian Bischoff | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Univ. Prof. Dr. med. Dittmar Böckler | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Einleitung:
Die perioperative Nierenfunktion ist ein wichtiger Sekundärparameter im Rahmen der endovaskulären Versorgung von komplexen Aortenaneurysmata mit Beteiligung des perirenalen Aortenabschnittes. Das Ziel der Studie war die Untersuchung des akuten postoperativen Nierenversagens (AKI, gemäß KDIGO) und deren prädisponierenden Risikofaktoren nach gebranchter (bEVAR), fenestrierter (fEVAR) und Chimnney (chEVAR) EVAR.
Methodik:
Dier vorliegende retrospektive Single-Center-Studie umfasst Patienten, die zwischen Februar 2010 und Juli 2020 mittels kombinierter bEVAR + fEVAR (8,2 %), bEVAR (18,8 %), fEVAR (42,9 %) oder chEVAR (30 %) behandelt wurden. Das Serum-Kreatinin sowie die glomeruläre Filtrationsrate (GFR, gem. CKD-EPI Formel) wurden präoperativ, postoperativ (24h, 72h und bei Entlassung) und im Rahmen der Nachsorge erfasst. Mittels deskriptiver Aufarbeitung, Varianzanalyse und post-hoc-Tests nach Tukey wurde ein Vergleich der Prozeduren sowie eine Risikofaktoranalyse hinsichtlich des Auftretens eines AKI untersucht.
Ergebnisse:
Insgesamt konnten 170 Patienten mit einem Alters-Mittelwert (AMW) von 71,1 Jahren (SD=7,69), davon 80,5 % männlich, in die Studie eingeschlossen werden. Postoperativ konnte bei 74 Patienten (43,5 %; AMW=72,3; SD=7,51) ein AKI beobachtet werden. Bei sieben Patienten (9,59 %; AMW=73,5; SD=11,3) wurde postoperativ eine dauerhafte Hämodialyse erforderlich. Zwei Patienten wurden intermittierend dialysiert (2,74 %; AMW=70,1; SD=9,96). Ein AKI trat postoperativ am häufigsten nach chEVAR (51 %) auf. Nach bEVAR betrug die Rate 43,8 %, nach bEVAR + fEVAR 42,9 % und nach fEVAR 38,4 %. Bei den AKI-Fällen der chEVAR-Gruppe wurde ein postoperativer Kreatinin-Mittelwert von 2,09 mg/dl (SD=0,93) beobachtet, bei fEVAR lag dieser Wert bei 1,74 mg/dl (SD=0,99), bei bEVAR mit 1,50 mg/dl (SD=1,35) und bei bEVAR + fEVAR mit 1,18 mg/dl (SD=0,36). Mittels Varianzanalyse (F (3;166)=10,351; p < .001; ω2=0,1416) konnten Einflüsse der Prozeduren auf die postoperativen Kreatininwerte aufgezeigt werden. Die durchgeführten post-hoc-Tests nach Tukey identifizierten chEVAR als signifikante Prozedur bezüglich dieses Effektes (p < .001). Als häufigste Komorbiditäten waren arterielle Hypertonie (AHT) (n=71; 41,76 %), Nikotinabusus (n=55; 32,4 %) und koronare Herzerkrankung (KHK) (n=42; 24,7 %) zu beobachten. Diese Risiken zeigten sich ebenso bei AKI in Zusammenhang mit chEVAR. Hier lag der Anteil von AHT bei 49 %, von Nikotinabusus bei 37,3% und von KHK bei 23,5 %. OP-Dauer, Kontrastmittelgabe und Blutverlust zeigten keinen Einfluss auf ein postoperatives AKI. Ein Zusammenhang zwischen AKI und Mortalität konnte nicht beobachtet werden.
Fazit:
Das Risiko des Auftretens eines AKI war nach chEVAR signifikant höher im Vergleich zu den anderen Prozeduren. Eine Korrelation mit prädisponierenden Komorbiditäten konnte nicht nachgewiesen werden. Weitere Studien an größeren Patientenkollektiven sind hierfür notwendig.