Autor:innen:
Prof. Dr. med. Maani Hakimi | Luzerner Kantonsspital | Switzerland
Dr. med. Ursula Wenger | Luzerner Kantonsspital | Switzerland
Dr. Thiago Lima | Luzerner Kantonsspital | Switzerland
PD Dr. Justus Roos | Luzerner Kantonsspital | Switzerland
Dr. med. Robert Seelos | Luzerner Kantonsspital | Switzerland
Einleitung: Endovaskuläre Aortenrekonstruktionen (EVAR) sind Standardeingriffe in Gefässchirurgischer Zentren. Sowohl Standardprozeduren als auch komplexe EVAR-Eingriffe nehmen einen wachsenden Anteil in der Aortenchirurgie ein. Im Vordergrund steht die Ausschaltung der vaskulären Pathologie. Die applizierte Strahlendosis während des Eingriffs kann als Surrogatparameter für Patientensicherheit und einen professionellen Arbeitsablauf angesehen werden. Zudem stellt die Reduktion des Dosisflächenprodukts (DFP) Gesundheitsschutz für das OP-Teams dar.
Die Durchführung von EVAR Prozeduren mit niedrigen Dosen stellt im internationalen Vergleich noch nicht die Versorgungsrealität dar. Diese monozentrisch-prospektive Studie soll zeigen, dass mit Einsatz moderner OP-Infrastruktur, Kenntnis der spezifischen technischen Bedingungen sowie Anpassung der chirurgischen Paradigmen ein signifikant niedriges DFP erreichbar ist.
Methode: Im Rahmen der Routine-Krankenversorgung wurden 10 konsekutive Patienten mit infrarenalem Aortenaneurysma, und Indikation zur EVAR in die Studie aufgenommen. Zielgrössen waren das DFP und die Gesamtstrahlendosis. Die EVAR wurde in einem Hybrid-Operationssaal (Siemens Artis Pheno) unter Anwendung eines Navigationssystems (Siemens EVAR-Guidance) und eines niedrig-Dosis Strahlenprogramms (Siemens „Optique“) durchgeführt. Alle Eingriffe entsprachen einem niedrigen bis mittelgradigen Komplexitätsgrad und wurden mit einem tri-modularen EVAR System (Treo, Terumo Aortic) versorgt. Die OPs wurden von 4 verschiedenen Teams unter Anwendung eines standardisierten Ablaufprotokolls durchgeführt.
Um die technischen Parameter der OP-Saal Umgebung zu evaluieren und das Ablaufprotokoll anzupassen erfolgten Vorversuche am Phantom. Es wurden die Strahlendosis im entsprechenden Modus, das DFP bei 1. diversen Detektorabständen, 2. unterschiedlichen Vergrösserungen, 3. unterschiedlicher Kollimation, und 4. diversen Angulationen untersucht.
Ergebnisse: Die Vorversuche zeigen, dass Kollimation (bis 82%) und zunehmende Vergrösserung (bis 84%) eine Reduktion des DFP bewirken. Der Detektorabstand hat keinen, Angulation hat einen nicht quantifizierbaren Einfluss.
Es bestand ein Verhältnis von 9/1 Männer, das Durchschnittsalter betrug 70,3 Jahre (61-79), der BMI-Durchschnitt betrug 26,7 (21,9 - 34,16)
Die mediane Dosis betrug 30,29 Gy (16,08 - 79,38) und das mediane DFP 5,59 Gycm2 (3,57 - 12.1). Die Strahlendauer betrug im Median 16:18 min (7:42 - 25:43)
Schlussfolgerung: Diese monozentrische prospektive Studie zeigt Umsetzbarkeit und Stellenwert von EVAR mit niedrig-dosis Protokollen. Im Vergleich mit der Literatur (bis 464 absolut und bis 182 Gycm2 für Hybrid-OP) wurde eine signifikante DFP Reduktion erreicht. Kenntnis der technischen Parameter im eigenen OP-Umfeld, Erstellung eigener Benchmarks und Standard-Prozedur-Protokolle sowie moderne Bildgebungs- und Navigationstechnik im OP-Saal ermöglichen eine sog. „ultra-low-dose" “ Prozedur in der Routine.