Autor:innen:
Dr. Amir Arnautovic | Universitätsklinikum Düsseldorf | Germany
Dr. med. Joscha Mulorz | Universitätsklinikum Düsseldorf | Germany
PD Dr. med. Markus Wagenhäuser | Universitätsklinikum Düsseldorf | Germany
Dr. med. Philip Düppers | Universitätsspital Zürich | Switzerland
Uni. Prof. Dr. med. Hubert Schelzig | Universitätsklinikum Düsseldorf | Germany
Hintergrund: Die endovaskuläre Versorgung von abdominellen (EVAR) und thorakalen Aortenpathologien (TEVAR) ist mittlerweile ein Standardverfahren. Allerdings birgt die intraoperative Bildgebung das Risiko für Strahlenschäden, während Kontrastmittelapplikation zu temporären oder permanenten Nierenfunktionseinschränkungen führen können. Dabei stehen für die Angiographie mobile Systeme im Standard-Op (Op) oder auch fest installierte (Tisch-)Systeme im Hybrid-OP (HOp) zur Verfügung. Das Ziel dieser Studie war es zu evaluieren, wie sich Strahlenbelastung und Kontrastmittelapplikation während EVAR und TEVAR im Op und HOp unterscheiden.
Methoden: Eingeschlossen wurden Patienten, die mit unkomplizierter EVAR und TEVAR versorgt wurden. Die Patienten wurden nach Eingriff und Angiographie-System eingeteilt. Relevante demographische und Therapie-assoziierte Daten wurden innerhalb von einer Gruppe zwischen zwei Subgruppen verglichen, mit einem besonderen Augenmerk auf Strahlenbelastung und Kontrastmittelexposition.
Ergebnisse: Insgesamt 93 Patienten, davon 50 EVAR-Patienten (Op:20; HOp:30) und 43 TEVAR-Patienten (Op:22; HOp:21), wurden eingeschlossen, wobei sich das Patientenkollektiv im Hinblick auf demographische Parameter glich. Bezogen auf die Strahlenbelastung unterschied sich das Flächendosisprodukt zwischen Op und HOp signifikant bei beiden Eingriffen (EVAR: 1635 cGy*cm2 (+/-1088) v.s. 7819 cGy*cm2 (+/-8928); TEVAR 8963 cGy*cm2 (+/-34458) v.s. 14591 cGy*cm2 ( 11584)). Bei Patienten die im HOp operiert wurden zeigte sich zudem eine signifikant längere Bestrahlungsdauer für beide Eingriffe (EVAR: Op 7,0 min (+/-4 min), HOp 18,8 min (+/-11,3 min); TEVAR: Op 6,6 min (+/-9,6 min), HOp 13,9 min (+/-11,8 min). Dagegen wurde bei Patienten, die im Op mittels EVAR therapiert wurden, signifikant mehr Kontrastmittel appliziert (Op 57,5 ml (+/-20 ml) v.s. HOp 33,3 ml (+/-5 ml).
Diskussion: Bei bekannten stochastischen und deterministischen Schäden nach Strahlenexposition und dem Risiko von akuter Niereninsuffizienz nach Kontrastmittelapplikation, gilt es Patientenwohl gegenüber den Risiken abzuwägen. Während die höhere Strahlenbelastung im HOp als Nachteil zu sehen ist, sind die Vorteile im Sinne einer höheren Effizienz, hochqualitativer Bildgebung, 3-D Bildfusion-Technik, verbesserter Strahlenschutz gegeben. Durch die bessere Bildqualität kann zudem Kontrastmittel eingespart werden. Zentrale Aspekte, welche die Strahlen -und Kontrastmittelbelastung erheblich verringern können sind eine optimale präoperative Planung sowie der Einsatz von Navigationsoftware.
Schlussfolgerung: Bei einfachen endovaskulären Verfahren mittels EVAR und TEVAR, konnten wir im HOp grundsätzlich eine höhere Strahlungsexposition feststellen. Dahingegen war die applizierte Kontrastmittelmenge im Vergleich zum Op reduziert. Um also eine ausgewogener Balance zwischen optimaler Bildgebung und optimalem Personenstrahlenschutz zu gewährleisten, sollte man sich dieser Tatsachen bewußt sein.