Autor:innen:
Sven-Oliver Heigel | Medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel | Germany
PD Dr. Amke Caliebe | Christian-Albrechts-Universität zu Kiel | Germany
PD Dr. Rouven Berndt | Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel | Germany
PD Dr. med. habil. René Rusch | Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel | Germany
Prof. Dr. Thilo Wedel | Medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel | Germany
Prof. Dr. Ralph Lucius | Medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel | Germany
Prof. Dr. Joachim Cremer | Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel | Germany
PD Dr. med. habil. Andreas Bayer | Medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel | Germany
1. Hintergrund und Fragestellung
In der infragenualen Bypasschirurgie stellt die Vena saphena magna (VSM) weiterhin den Goldstandard der verfügbaren Grafts dar. Alternativ kommt die biosynthetische Omniflow-II-Prothese (OF-II-P) in Frage, deren Wertigkeit für diese Indikation weiterhin ungenügend untersucht ist. Deshalb ist es Ziel dieser Arbeit, die 12-Monats-Offenheitsraten der OF-II-P am eigenen Patientengut zu analysieren und mit denen der VSM zu vergleichen.
2. Materialien und Methoden
An der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des UKSH, Campus Kiel wurden vom 02.01.2009–16.09.2019 142 infragenuale Bypässe unter Verwendung der VSM (reversed-Technik n=50, in situ-Technik n=52) und der OF-II-P (n=40) angelegt, die in diese retrospektive Datenauswertung einbezogen wurden. Die untersuchten Zielgrößen waren die primären (pOR), primär-assistierten (paOR) und sekundären (sOR) Offenheitsraten dieser Bypässe nach 12 Monaten. Diese wurden anhand des exakten Fisher-Tests, der logistischen Regression und des Log-Rank-Tests im Rahmen der Überlebenszeitanalyse nach der Kaplan-Meier-Methode mit Hilfe der Software R auf ihre jeweilige Signifikanz hin statistisch analysiert.
3. Ergebnisse
Nach 12 Monaten zeigten die VSM reversed-Bypässe auf das PIII-Segment (n=24) eine pOR und eine paOR von 0,67 sowie eine sOR von 0,83. Crural angelegte VSM reversed-Bypässe (n=26) wiesen eine pOR von 0,77 sowie eine paOR und eine sOR von 0,85 auf. Die VSM in situ-Bypässe auf das PIII-Segment (n=17) zeigten eine pOR und eine paOR von 0,71 sowie eine sOR von 0,88. Die cruralen VSM in situ-Bypässe (n=35) wiesen eine pOR von 0,54, eine paOR von 0,57 und eine sOR von 0,8 auf. Die OF-II-P zeigte bei ihrer Anastomosierung auf das PIII-Segment (n=20) eine pOR von 0,65, eine paOR von 0,7 und eine sOR von 0,9. Crural anastomosierte OF-II-Bypässe (n=20) wiesen eine pOR von 0,35, eine paOR von 0,45 und eine sOR von 0,7 auf. Die statistischen Analysen dieser Daten zeigten, dass sich die pOR, die paOR und die sOR der VSM-Bypässe auf das PIII-Segment nicht signifikant von denen der OF-II-Bypässe unterschieden (p=0,99, p=0,99 und p=0,89). Im Gegensatz zeigten die crural anastomosierten VSM reversed-Bypässe eine signifikant bessere pOR (p=0,007) und paOR (p=0,010) als die crural anastomosierten OF-II-Bypässe, die sOR war nicht signifikant unterschiedlich (p=0,501). Die crural angelegten VSM in situ-Bypässe wiesen keine signifikant bessere pOR (p=0,262), paOR (p=0,415) und sOR (p=0,501) zu den OF-II-Bypässen auf.
4. Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Auf das PIII-Segment anastomosierte OF-II-Bypässe zeigen vergleichbare 12-Monats-Offenheitsraten zu VSM reversed- und in situ-Bypässen. Im Gegensatz dazu sind die primären und primär-assistierten 12-Monats-Offenheitsraten von cruralen OF-II-Bypässen signifikant schlechter als die von cruralen VSM reversed-Bypässen. Damit stellt die OF-II-P eine sinnvolle Alternative zu der VSM in der infragenualen Bypasschirurgie dar.