Gewalt und Missbrauch im Sport können Athlet*innen jeden Alters, in allen Sportarten und auf jedem Leistungsniveau betreffen. Eine hohe Dunkelziffer von Gewalt und Missbrauch im Sport wird angenommen. Die Folgen von Gewalt und Missbrauch für die psychische und körperliche Gesundheit sind oftmals verheerend und langjährig. Im Sport können sie zudem einhergehen mit Leistungsminderung sowie frühem Karriereende.
Gewalt und Missbrauch im Sport erfordern die Entwicklung und Implementierung effektiver Präventionsmaßnahmen. Die vorliegende Evidenz zu Gewalt und Missbrauch im Leistungssport und entsprechende Empfehlungen werfen aber auch im Kontext der jüngsten Berichterstattungen die Frage auf, warum wirksame Maßnahmen bisher nicht umgesetzt wurden oder gegriffen haben. Eine regelmäßige (zum Beispiel jährliche) Überprüfung möglicher Grenzüberschreitungen gegenüber Athlet*innen sollte in die sportmedizinische Untersuchung integriert werden. Bei Verdacht auf Gewalt und Missbrauch sollte stets eine niederschwellige, qualifizierte Anlaufstelle für Betroffene, wie auch für deren Umfeld und professionelle Helfer*innen zur Verfügung stehen.
Fachärzt*innen für Kinder-, Jugend- bzw. Erwachsenenpsychiatrie und -psychotherapie mit einer Expertise im Bereich der Traumafolgestörungen sollten integraler Bestandteil in den Versorgungsstrukturen im Leistungssport sein. Die Belastungen und Risiken für die psychische Gesundheit im Leistungssport bedürfen bereits unabhängig der beschriebenen Problematik der Gewalt und des Missbrauchs im Sport, der Integration von Sportpsychiater*innen und -psychotherapeut*innen in den Versorgungskonzepten.
Das Symposium greift das Thema Gewalt und Missbrauch im Leistungssport über die Lebensspanne aus der Perspektive der (Kinder- und Jugend-) Psychiatrie und Psychotherapie auf, stellt einen Bezug zur Forschung und den Genderaspekten her und nimmt mit einem Präventionsprojekt zur sexualisierten Gewalt im Sportverein direkt Bezug zur Praxis.