Die gegenwärtige Forschungslage zeigt eine erhöhte Vulnerabilität für eine beeinträchtigte psychische Gesundheit bei Menschen mit einem Hörverlust. Es besteht ein hoher Behandlungsbedarf bei gleichzeitig erschwertem Zugang zum Gesundheitssystem. Insbesondere die Corona-Pandemie mit ihren hygienischen, sozialen wie auch kommunikativen Einschränkungen (z. B. Mund-Nasen-Schutz) zeigt deutlich, wann die Versorgung von Menschen mit Hörminderung zu einer großen Herausforderung für das Gesundheitssystem wird.
Ziel des Symposiums ist, die gegenwärtige wissenschaftliche Befundlage zu spezifischen psychischen Merkmalen hörgeminderter Menschen über die Lebensspanne hinweg zu kommunizieren, verschiedene Diagnostik- und Behandlungsempfehlungen zu psychischen Erkrankungen bei Hörminderung zur Verfügung zu stellen sowie technische Möglichkeiten für die Behandlung der Zukunft zu eruieren.
Frau Basilowski stellt eine Untersuchung zu Defiziten in Aufklärung, Prävention und Versorgung bei Jugendlichen mit Hörminderung bzgl. Sexualität aus dem Jahr 2020 dar und gibt einen Einblick in das aktuell anlaufende Bochumer Modellvorhaben.
Neben Depressionen und Ängsten sehen Black & Glickman (2006) bei Menschen mit Hörminderung ein hohes Aufkommen an Posttraumatischen Belastungsstörungen. Der Behandlung jener Erkrankung bei Hörminderung widmet sich Jennifer Söhn in ihrem Beitrag.
Die Demenz als typische Erkrankung des höheren Lebensalters hat hohe volkswirtschaftliche Kosten zur Folge, wobei aktuell angemessene Diagnostik – und entsprechende Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit Hörminderung fehlen. Somit ist die Entwicklung von Testverfahren, die unabhängig von individueller Kommunikations- und Hörfähigkeit angewendet werden können, um valide und reliable Einschätzungen kognitiver Leistungen zu ermöglichen, von hoher Bedeutung. Frau Stockleben wird erste Daten bzgl. der Entwicklung eines Demenztests darstellen.
Dr. Gotthardt zeichnet ein Bild der Einschränkungen und sich doch gleichzeitig ergebenden technischen Möglichkeiten in der Behandlung von Menschen mit Hörminderung, die die Corona-Pandemie erforderlich machte.