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Raum:
Saal A7 (später on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 10: Gerontopsychiatrie
Format:
State-of-the-Art-Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Die multimodale Behandlung der Altersdepression
Vjera Holthoff-Detto, Berlin (Germany)
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Autor:in:
Vjera Holthoff-Detto, Berlin (Germany)
Das Krankheitsbild der Altersdepression erfordert eine spezifische, multimodale Behandlung, die sich in einigen Punkten von der Behandlung im jüngeren und mittleeren Alter unterscheidet. Das ist einmal durch alterstypische Veränderungen der Biologie bedingt und zusätzlich durch lebenskonzeptionelle Schwerpunkte und Herausforderungen, die ein zunehmendes Alter mit sich bringt. Es liegt Evidenz für die pharmakologische Wirkung von Antidepressive, die Augmentation und Phasenprophylaxe für die Altersdepression vor. Bei der Wahl des Medikaments müssen in der multimorbiden Altersgruppe die Interaktionen besondere Beachtung finden. Das Erkrankungsprofil beinhaltet neben affektiven Symptomen jedoch auch prominente und behandlungsrelevante kognitive Defizite sowie ein hohes Risiko für Suizidalität. Der häufigste Grund für den Verlust an Alltagskompetenz und Selbständigkeit trotz affektiver Remission sind kognitive Einbußen, die daher eine zentrale Rolle bei der Behandlungsstrategie einnehmen. Die Kenntnis von Risikofaktoren für therapierefraktäre Symptome ist wichtig für die Aufklärung und Behandlungsplanung. Bei therapierefraktären Depressionen besteht für die Elektroheilkrampfbehandlung auch im höheren Lebensalter eine klinisch überzeugende Indikation, zu der aktuelle Ergebnisse aufgeführt werden. Zu jeder Behandlung der Depression im Alter gehört zwingend eine psychotherapeutische Behandlung mit individualisierten Zielen, die mit den Patienten erarbeitet werden müssen. Es existieren differenzierte und evidenz-basierte psychotherapeutische Behandlungsverfahren für das höhere Lebensalter. Zentrale Themen der Psychotherapie im Alter können beispielsweise Verlusterlebnisse, Insuffizienzgefühle, Verlust von Selbständigkeit und Angst vor weiterer Abhängigkeit und auch die Erinnerung an traumatische Lebensereignisse sein. Ein multiprofessioneller Therapieansatz mit multimodaler Behandlung ist für die Behandlung der Altersdepression notwendig.
Delire bei älteren Menschen: erkennen, behandeln, vermeiden
Michael Hüll, Emmendingen (Germany)
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Autor:in:
Michael Hüll, Emmendingen (Germany)
Das (nicht durch einen substanzentzugbedingte) Delir (F5.0, F05.1) ist ein akut auftretendes psychopathologisches Syndrom mit einer schwankenden Störung der Aufmerksamkeit und der Bewusstseinslage. Auslösend sind Veränderungen des zerebralen Stoffwechsels und der neuronalen Verarbeitung. Dabei spielen einerseits Faktoren mit direktem Einfluss auf den Stoffwechsel wie Infektionen, Medikamente oder eine Dehydration eine wichtige Rolle. Andererseits kann eine Reizüberflutung oder Reizmangel wie bei einem Schlafentzug, abrupter Wechsel des Aufenthaltsortes oder Immobilisierung ein akut auslösender Faktor sein. Beständige Risikofaktoren sind Alter, dauerhafte Minderungen der Kognitionsleistungen im Sinne einer beginnenden Demenz, sowie jegliche Art zerebraler Schädigung. Delirien gehören zu den häufigsten und akut gefährdenden psychiatrischen Störungen. In chirurgischen und internistischen Akutkrankenhäusern sind mehr als 10% der Patienten bereits bei Aufnahme delirant, ca. weitere 10% werden während des Aufenthaltes delirant. Viele Delirien werden übersehen oder fehlgedeutet. Besonders bei Menschen mit einer Vordiagnose einer psychiatrischen Erkrankung wie einer Schizophrenie oder einer bipolaren Störung werden delirante Symptome oft unter der psychiatrischen Diagnose subsummiert. Zur Erkennung des Delires ist es besonders wichtig, auf die Kernsymptome Aufmerksamkeit und Bewusstseinslage sowie fremdanamnestische Angaben zum Verlauf zu achten. Somatische Einflussfaktoren müssen erhoben und behandelt werden. Der Milieugestaltung mit Reizreduktion, kontrollierter Aktivierung, Vermeidung von Selbstgefährdung und reorientierender Begleitung ist der zentrale Baustein der Behandlung. Bei schweren Delirien mit agitiertem und aggressivem Verhalten spielen weiterhin hochpotente Antipsychotika ohne cholinerge Nebenwirkungen eine entscheidende Rolle als Notfallmedikament. Insgesamt ist die Studienlage zu Psychopharmaka in der Delirbehandlung aber unbefriedigend. Durch Strukturierung von innerklinischen Abläufen und Vermeidung prodelirogener Medikamente lassen sich bis zu 50% der in chirurgischen und internistischen Kliniken neuauftretenden Delirien vermeiden. Darum kommt der kontinuierlichen Konzeptentwicklung der somatischen Kliniken neben der konsiliarisch-psychiatrischen Beratung eine große Rolle zu.