Die COVID-19-Pandmie stellt die Psychiatrie als "sprechendes" Fach, das auf der persönlichen Begegnung mit Hilfesuchenden beruht, vor große Herausforderungen. Innerhalb kurzer Zeit mussten Alternativen für Diagnostik, Beratung und Versorgung geschaffen werden, da die ergriffenen Maßnahmen auf eine größtmögliche Reduktion persönlicher Kontakte hinausliefen. Bereits früh lag nahe, dass ein großer Anteil der Personen, die in den psychiatrischen Versorgungsstrukturen Hilfe suchen, einem erhöhten Risiko, einen komplizieren bzw. tödlichen Verlauf von COVID-19 zu erleiden, ausgesetzt sein könnte, was eine strenge Beachtung der geltenden Regeln umso angezeigter erscheinen ließ. Telemedizinische und digitale Interventionen könnten geeignet sein, diese Lücke zu schließen. Von entscheidender Bedeutung sollte hierbei die frühe Identifikation von Patient*innengruppen sein, die von gezielten telemedizinischen bzw. digitalen Interventionen profitieren. Zudem wäre zu bestimmen, inwiefern die anhand digitaler Systeme gewonnen Daten mit unter "herkömmlichen" Bedingungen gewonnenen Befunden vergleichbar sind, um angemessene Konsequenzen für die telemedizinische Diagnostik, Beratung und Therapie zu entwickeln.
Das Symposium soll Ergebnisse einer longitudinalen Erhebungen zu Psychopathologie und Wohlbefinden infolge telemedizinischer psychiatrischer Erstgespräche am ZI aus dem Zeitraum Frühjahr 2020 bis Frühjahr 2021und einer entsprechenden Patient*innenbefragung, die Resultate einer Ecological Momentary Assessment (EMA) basierten Beobachtungsstudie bei Schizophrenie und Depression mit dem Ziel langfristige Stimmungsverläufe zu erfassen bündeln und unter Berücksichtigung von Daten zur Evaluation eines mobilen Trainings zum Umgang mit Gefühlen (EMI: Ecological Momentary Intervention) Möglichkeiten innovativer digitaler Interventionen unter Pandemiebedingungen diskutieren.