Gewalt gegenüber Einsatzkräften der Polizei, Feuerwehr oder Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ist ein Phänomen, das zunehmend Aufmerksamkeit auch in der Öffentlichkeit erfährt und zunehmend in den Fokus von Forschung und Praxis rückt. Das Symposium beschäftigt sich mit primärer, aber auch mit sekundärer Viktimisierung von Einsatzkräften.
Martina Piefke und Jürgen Wiemers berichten über Gewalt gegen Einsatzkräfte der Polizei. Nahezu 40.000 Vorfälle von Gewalttaten gegen Polizeivollzugskräfte werden jährlich im bundesweiten Register des Bundeskriminalamtes erfasst. Allein ein Viertel der Gewalttaten gegen Polizeikräfte fallen in Nordrhein-Westfalen an. Neben der Präsentation von NRW-Registerdaten wird dargestellt, welche Auswirkungen die steigende Gewalt auf Polizeibeamte festgestellt werden und wie dem präventiv im Einsatztraining und in der Nachsorge Rechnung getragen wird.
Janina L. Dressler berichtet über Stresserleben und Gewalterfahrung von Einsatzkräften der Feuerwehr und Möglichkeiten der Prävention. Neben dem alltäglichen Stress und dem Umgang mit potenziell traumatisierenden Einsätzen müssen Einsatzkräfte auch immer wieder mit Übergriffen umgehen. Trotzdem tun sich die Feuerwehren nach wie vor schwer mit Präventionsarbeit. Die Referentin geht der Frage nach, warum die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen problematisch ist und wie Erkenntnisse aus Kriminologie, Psychotraumatologie und Präventionspraxis zum Schutz der Einsatzkräfte vereint werden können.
Helge Höllmer beschäftigt sich im letzten Beitrag mit Aspekten der sekundären Viktimisierung. Vorgestellt wird eine Studie an 15 studentischen Offiziersanwärtern verschiedener Fachrichtungen der Helmut-Schmidt-Universität im Zeitraum Oktober und November 2020. In einer qualitativen Analyse wurden zugrundeliegende Motive der Verantwortungsattribution gegenüber einsatztraumatisierten Soldaten untersucht. Ziel war hierbei, Erklärungen für die sekundäre Viktimisierung (Victim Blaming) zu finden.