Das PsychVVG, das Online-Therapien ermöglicht, die neue eingeführte stationsäquivalente Behandlung und die Corona-Pandemie haben eine unerwartete Gemeinsamkeit: alle führen dazu, dass bislang ungewöhnliche Settings vermehrt für psychiatrisch-psychotherapeutische Interventionen genutzt werden. In diesem Symposium sollen die Schwierigkeiten und Chancen der jeweiligen Settings diskutiert werden.
Zunächst wird U. Sprick über „Anwendungen von online-gestützter Psychotherapie in einer Psychiatrischen Institutsambulanz" berichten. Er wird praktische Beispiele verschiedener Online-Psychotherapie-Formen in einer psychiatrischen Institutsambulanz geben. Sowohl rein therapeutengeleitete Ansätze als auch Hybrid-Ansätze (Face to Face und online kombiniert) sollen in ihrer Wirkung und Effektivität dargestellt werden.
Der Vortrag von F. Metzger wird die Schnittstelle der stationsäquivalenten Behandlung und der digitalen (Psycho-)Therapie, insbesondere unter Berücksichtigung von dialektisch-behavioralen Therapiebausteinen, in den Mittelpunkt stellen.
J. Richter untersucht die Leitlinientreue der psychotherapeutischen Interventionen bei regulärer stationärer oder stationsäquivalenter Behandlung bei psychotischen Erkrankungen. Mit Hilfe der empirischen Auswertung von Routinedaten wird untersucht, ob stationsäquivalente Behandlung als neue Behandlungsform der stationären Behandlung mit Blick auf die Umsetzung der S3-Leitlinie „Schizophrenie“ gleichwertig ist. Entsprechende Analysen werden berichtet.
D. von Haebler fokussiert den Aspekt der Behandlungskontinuität in der psychodynamischen Psychotherapie und arbeitet anhand von Kasuistiken die Bedeutung unterschiedlicher Formate und Settings (Einzeltherapie, Gruppentherapie, Online-Therapie, zu-Hause-Behandlung) für die therapeutische Beziehung heraus. Die Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Formate für die Gestaltung der Therapeut-Patient-Beziehung steht dabei im Mittelpunkt.
Dialektisch-behaviorale Interventionen: Integration digitaler Therapieformate in die stationsäquivalente Behandlung
Florian Metzger, Haina (Kloster) (Germany)
Details anzeigen
Autor:in:
Florian Metzger, Haina (Kloster) (Germany)
Die stationsäquivalente Behandlung (StäB) ist eine intensive aufsuchende Therapiealternative, die aufgrund der hohen Frequenz von Einzelkontakten eine durchgehend hohe Therapieintensität beinhaltet. Aufgrund des aufsuchenden Settings sind Gruppentherapien nur in geringem Umfang möglich. Dies bewirkt, dass die StäB von Patienten als eine Behandlungsform mit hoher Intensität wahrgenommen wird. Die Therapie erfolgt hauptsächlich im häuslichen Umfeld, so dass frühzeitig nicht nur ein vertrauensvolles Patient-Therapeut-Verhältnis aufgebaut wird, sondern auch die Verzahnung der Therapie mit der Alltagsrealität direkt mit der Aufnahme beginnt und sehr prominent ist. Durch die Kombination von hoher Therapieintensität und starke Verflechtung der Therapie mit Alltagssituationen besteht eine gute Voraussetzung, auch Elemente der dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) in der StäB einzusetzen. Die klassischen Bausteine der DBT wie Achtsamkeit oder Skills-Training werden von Anfang an im routinemäßigen Tagesablauf und in der gewohnten Umgebung eingesetzt und gewährleisten dadurch einen hohen Bezug zum Alltag. Problematische Verhaltensweisen, die im Sinne der DBT mit einer Verhaltensanalyse bearbeitet werden, sind ebenfalls präsenter als in der stationären Therapie. Ein Nachteil besteht in dem – wenn überhaupt – nur gering ausgeprägten gruppentherapeutischen Setting, das an sich zu den Basisbausteinen der DBT gehört. Gruppentherapien sind in der StäB durch ein digitales therapeutisches Angebot substituierbar. Zum Beispiel lässt sich ein Achtsamkeit-Training sinnvoll in ein digitales Gruppentherapieangebot verlegen. Auch die täglichen Routinen in der DBT wie die Diary-card- oder Spannungsprotokoll-Besprechungen sind in digitalen Formaten umsetzbar. Die Grenzen bei den digitalen Elementen der StäB mit DBT-Schwerpunkt liegen in Psychotherapiegesprächen oder in der Behandlung von krisenhaften Zuspitzungen.
Insgesamt bietet die StäB gute Möglichkeiten zur Integration von DBT-Element
Ausmaß der Leitliniengerechtheit von Psychosen-Psychotherapie bei stationärer und stationsäquivalenter Behandlung
Janina Richter, Tübingen (Germany)
Details anzeigen
Autor:in:
Janina Richter, Tübingen (Germany)
Seit 01/2019 werden in Tübingen Psychose-Patient*innen im Rahmen von stationsäquivalenter Behandlung (StäB) in ihrem heimischen Umfeld behandelt. Bei der konzeptuellen Entwicklung wurde ein Augenmerk darauf gelegt, die intensive psychotherapeutische Versorgung auf der Tübinger Psychotherapiestation für Psychosen auf das Hometreatment-Projekt zu übertragen. Es wird dabei weit über die gesetzlichen Mindestvorgaben hinausgegangen: Statt täglich 30 Minuten persönlichen Kontakts werden vor- und nachmittags je eine Stunde angeboten. Neben Psychopharmakotherapie und aktivierender oder regulierender Alltagsbegleitung wird ein besonderer Fokus auf spezifische verhaltenstherapeutische Interventionen gelegt: Psychoedukation, Realitätstestungen, Expositionen…
Wir präsentieren Ergebnisse eines aktuellen Forschungsprojektes, in dem das Maß an Leitlinienkonformität der Psychose-StäB mit dem der etablierten Behandlung auf der Spezialstation für Psychosen verglichen wird. Genauer wird die Übereinstimmung der Behandlungsinhalte mit den A-Empfehlungen der aktuellen S3-Leitlinie Schizophrenie überprüft. Hierzu werden klinische Routinedaten – primär die ärztlich-/psychotherapeutische Dokumentation – ausgewertet und im Rahmen von halbstrukturierten Interviews Behandler*innen befragt.
Aus unserer Sicht hat die Umsetzung der Leitlinienempfehlungen eine große Bedeutung für die Versorgungsqualität. Wir sehen mittelfristig eine Chance, nachzuweisen, dass evidenzbasierte Versorgung adäquat nur bei entsprechendem (psycho-)therapeutischem zeitlichen und inhaltlichen Einsatz möglich ist. Über den Vergleich zur etablierten stationären Versorgung können StäB-spezifische Vor- und Nachteile für die Leitlinienumsetzung identifiziert werden. Abschließend werden Besonderheiten der Psychotherapie in den Settings „stationäre Behandlung“ und „stationsäquivalente Behandlung“ mit einem besonderen Fokus auf die Beziehungsgestaltung reflektiert.
Behandlungskontinuität in der psychodynamischen Psychotherapie: die Bedeutung unterschiedlicher Formate und Settings
Dorothea von Haebler, Berlin (Germany)
Details anzeigen
Autor:in:
Dorothea von Haebler, Berlin (Germany)
Der Beitrag fokussiert den Aspekt der Behandlungskontinuität in der psychodynamischen Psychotherapie von Menschen mit Psychosen und arbeitet anhand von Kasuistiken die Bedeutung unterschiedlicher Formate und Settings (Einzeltherapie, Gruppentherapie, Online-Therapie, zu-Hause-Behandlung) für die therapeutische Beziehung heraus. Die Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Formate für die Gestaltung der Therapeut-Patient-Beziehung steht dabei im Mittelpunkt.