Autor:innen:
Dennis Theophil, Solingen (Germany)
Sandra Verhülsdonk, Düsseldorf (Germany)
Maia Weickert, Langenfeld (Germany)
Florence Hellen, Langenfeld (Germany)
Birgit Janssen, Langenfeld (Germany)
Einführung: Seit Frühjahr 2020 warnten psychiatrische Fachverbände vor einer Zunahme psychiatrischer Erkrankungen, durch die Covid19-Pandemie. Zudem wurde erwartet, dass bereits an Depressionen Erkrankte erheblich durch diverse Veränderungen (z.B. Social-Distancing, Isolations-/Quarantänemaßnahmen, Veränderungen des beruflichen Umfeldes, wirtschaftliche Folgen) belastet sein könnten.
Methode: Nach Aufnahme erfolgte von Juni bis Dezember 2020 die Untersuchung allgemeinpsychiatrischer erwachsener Patienten mit der Diagnose einer affektiven Störung (F31-F33) oder Angststörung (F41) als Hauptdiagnose (n=95) durch ein Interview. Bei 51 Patienten erfolgte vor Entlassung ein Zweitinterview. Die Interviews enthielten verschiedene Fragen zu Belastungsfaktoren, der psychiatrischen Vorgeschichte, soziodemographischen Daten und standardisierte Testungen (GAF, HAMD-21, RS-11).
Ergebnisse: Von n=95 Patienten wurden 56% erstmals stationär/teilstationär aufgenommen. Bei 84% der Untersuchten zeigte sich eine niedrige Resilienz. 63% benannten einen Zusammenhang von Aufnahme und Covid-Pandemie. Insgesamt wurden mehrheitlich Infektions- und Verlustängste, Veränderungen sozialer Strukturen sowie existentielle Bedrohung als verstärkende Faktoren benannt, wobei Social-Distancing und Freizeiteinschränkungen als besonders belastend erlebt wurden. Bei 61% der Untersuchten bestand eine psychiatrisch ambulante Behandlung, die in allen Fällen bis zur Aufnahme trotz Pandemie fortgesetzt worden war.
Schlussfolgerung: Im Jahr 2020 konnten Belastungsfaktoren in Zusammenhang mit der Pandemie bei stationär/teilstationär behandelten depressiven Patienten erfasst werden, die die Entwicklung einer Depression trotz ambulanter psychiatrischer Behandlung mitbegünstigt hatten. Mit Andauern einschränkender Maßnahmen und zu erwartenden wirtschaftlichen Folgen ist weiterhin mit einer Belastung zu rechnen, so dass auf Basis vorliegender Daten präventive Strategien entwickelt werden könnten.