Einleitung
Gerichtlich angeordnete Behandlungen bei psychisch kranken Straftätern umfassen neben psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlungsaspekten stets auch legalprognostische Beurteilungen und ein daraus abgeleitetes Risikomanagement. Der Basler Kriterienkatalog eignet sich dazu, deliktrelevante Risikofaktoren, Ressourcen sowie störungs- und behandlungsbezogene Entwicklungen interdisziplinär zu beleuchten, delinquenzbezogen zu bewerten, Risikoszenarien zu entwickeln und deliktpräventive Interventionsansätze zu generieren.
Grundlagen
Beim Basler Kriterienkatalog handelt es sich um ein idiografisches Instrument zur Beurteilung der Legalprognose. Eingeschliffene individuelle Verhaltensmuster, die das Wiederauftreten delinquenter Verhaltensweisen wahrscheinlich machen, werden zusammen mit täter- und tatbezogenen Merkmalen zur Grundlage der Beurteilung herangezogen. Dieses Konzept entspricht weitgehend denen der sogenannten kriteriengeleiteten Expertenbeurteilungen ("Structured Professional Judgements"). Ausgangspunkt dieses Ansatzes ist nicht der gruppenstatistische Durchschnittszusammenhang zwischen Risikomerkmal und Rückfallwahrscheinlichkeit, sondern eine differenzierte retrospektive Analyse spezifischer Gegebenheiten des Einzelfalls. Anhand der Analyse soll eine massgeschneiderte Erklärungshypothese für die Anlassdelinquenz hergeleitet werden, welche dann prognostisch fortgeschrieben wird. Der Katalog umfasst 12 Bereiche, in denen jeweils mehrere Kriterien hinterlegt sind, deren statische und dynamische Bedeutung hinsichtlich der Rückfallgefahr erklärt werden. Dieses klinisch bereits bewährte Prognoseinstrument wurde im Jahr 2018, durch eine interprofessionelle Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der Psychiatrie, Psychologie und Pflege in einem Peer-Review-Prozess aktualisiert.
Methode
Theoretische Einführung und praktische Anwendung des Kriterienkatalogs anhand von Fallbeispielen.
Ziele
Die Teilnehmenden kennen Vor- und Nachteile intuitiver und systematischer Risikoeinschätzungen, statische und dynamischen Risikofaktoren und die Bedeutung protektiver Faktoren. Sie sind in der Lage Risiken zu erfassen, Risikoszenarien zu entwickeln und Managementstrategien abzuleiten.