Innovative Interventionen zur nachhaltigeren Wirksamkeit stationärer Therapien sind wegen hoher Rückfälligkeit hoch relevant.
Studiendesign und Erfahrungsberichte zur Wirksamkeit einer einmaligen Einnahme von Psilocybin in der Rückfallprävention werden präsentiert. In einer placebo-kontrollierten Doppelblindstudie werden die Patienten therapeutisch vorbereitet, in der Substanzsitzung begleitet und ihre Erfahrungen anschliessend psychotherapeutisch integriert. Die Wirkmechanismen werden mit Fragebögen und MRT-Messungen erfasst. Erste Erfahrungen auf qualitativer Ebene dieses integrativen Therapieansatzes werden diskutiert.
Die Ergebnisse einer zweiten multizentrischen, randomisiert-kontrollierten Doppelblindstudie zeigen, welche Wirkung zwei alkoholspezifische Inhibitionstrainings auf das Trinkverhalten drei Monate nach stationärem Austritt aufweisen. Das Training basiert auf dem Go-NoGo-Paradigma, wurde sechs Mal durchgeführt und die Effekte gegen ein unspezifisches Kontrolltraining getestet. Die Drei-Monate Katamnese zeigte, dass das Inhibitionstraining die abstinenten Tage signifikant erhöht und Trinkexzesse verringert.
Die dritte randomisiert-kontrollierte Studie zur leistungssensiblen Suchttherapie, deren Ziel die Förderung einer von Stolz und Ehrlichkeit geprägten Haltung des Patienten gegenüber der eigenen Abhängigkeitserkrankung ist, wies nach, dass die Experimentalgruppe während und nach stationärer Behandlung signifikant weniger Rückfälle bzw. weniger Konsumtage aufwies.
Die vierte randomisiert-kontrollierte Studie geht der Frage nach, ob verschieden häufige telefon- oder textbasierte Kurzkontakte zwischen Patienten und den ihnen aus dem stationären Setting bekannten Therapeuten in den Monaten nach stationärem Austritt, die Rückfallhäufigkeit in dieser vulnerablen Nachbehandlungsphase positiv beeinflussen. Häufigere Telefonkontakte verringern die im Vergleich zur Kontrolle ohne Nachsorgekontakte.
Wirksamkeitsvergleich von zwei alkoholspezifischen Inhibitionstrainings auf das Trinkverhalten drei Monate nach stationärer Behandlung: Ergebnisse einer multizentrischen, randomisiert-kontrollierten Doppelblindstudie
Maria Stein, Bern (Switzerland)
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Autor:in:
Maria Stein, Bern (Switzerland)
Computerisierte Trainingsverfahren wurden in den letzten Jahren wiederholt als kosteneffektive Zusatzinterventionen im Rahmen der Behandlung von Alkoholkonsumstörungen diskutiert. Alkoholspezifisches Inhibitionstraining (Alc-IT) stellt eine solches Trainingsverfahren dar. Die INTRA-Studie untersucht erstmalig an einer klinischen Stichprobe die Wirkung und Wirkweise von Alc-IT auf das Trinkverhalten drei Monate nach Austritt aus der stationären Behandlung.
Die Patienten wurden randomisiert entweder einem von zwei alkohol-spezifischen Inhibitionstrainings (standard Alc-IT, improved Alc-IT) oder einem unspezifischen Kontrolltraining zugewiesen. Alle Trainings basierten auf dem Go-NoGo-Paradigma, und wurden zu Beginn des stationären Aufenthalts sechs Mal durchgeführt. In beiden Alc-IT Versionen wurden alkoholbezogene Reize ausschliesslich in der NoGo-Bedingung präsentiert. In der Version "improved Alc-IT" waren dabei die Anforderungen an das Inhibitionssystem jedoch höher, da durch ein höheres Go/NoGo-Verhältnis eine vorherrschende Antwortbereitschaft induziert wurde. Vor und nach der Trainingsphase wurden Inhibition und implizite Assoziationen gemessen, um zu untersuchen ob ein allfälliger Effekt eher durch eine verbesserte Inhibition oder durch eine verringerte Anreizwirkung zustande kam.
Analysen der Daten des 3-Monats-Follow-up zeigen, dass ein alkohol-spezifisches Inhibitionstraining die Anzahl an abstinenten Tage erhöhen und die Tage mit Trinkexzessen verringern kann, wenn dabei mit einem hohen Go/NoGo-Verhältnis gearbeitet wird, wie dies in der Version "improved Alc-IT" implementiert war. Die experimentellen Daten legen nahe, dass diese Wirkung wahrscheinlich durch einen inhibitorischen Wirkmechanismus zustande kommt.
Wirksamkeit von leistungssensibler Suchttherapie: Ergebnisse einer randomisiert-kontrollierten Studie zu Trinkverhalten während und nach stationärer Behandlung
Martin Fleckenstein, Gontenschwil (Switzerland)
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Martin Fleckenstein, Gontenschwil (Switzerland)
Der Schwerpunkt der Leistungssensiblen Suchttherapie (LST) liegt auf einer Haltungsänderung gegenüber der Abhängigkeitserkrankung. Diese soll inadäquaten Scham- und Schuldgefühlen entgegenwirken und somit bei Betroffenen und nahestehenden Personen eine entstigmatisierende Wirkung erzeugen. Im Rahmen von drei Gruppensitzungen wird eine „leistungssensible“ Haltung implementiert. Der Einbezug nahestehender Personen spielt dabei eine zentrale Rolle, um die langjährigen Abstinenzbemühungen der Betroffenen und Angehörigen zu würdigen und mit der tragenden positiven Emotion Stolz zu verknüpfen. In ersten Wirksamkeitsüberprüfungen wies die Interventionsgruppe während der Behandlungsdauer eine signifikant tiefere Rückfallhäufigkeit auf als die Kontrollgruppe. Die Rückfallhäufigkeit während der Behandlung kann als Prädiktor für die Abstinenzsicherheit nach Austritt betrachtet werden . Zudem erreicht die Intervention sowohl bei Betroffenen wie auch den nahestehenden Personen hohe Zufriedenheitswerte. Auch in der 3-Monatskatamnese zeigt sich die Wirksamkeit der LST durch eine signifikant verbesserte Kommunikation mit Angehörigen, weniger Konsumtagen und einer erhöhten Lebenszufriedenheit in den Bereichen Substanzkonsum, Alltagsbewältigung und Wohnsituation.
Wirkung telefon- oder textbasierter Kurzkontakte mit Patienten in den Monaten nach stationärer Behandlung auf deren Alkoholkonsum
Leila Maria Soravia, Bern (Switzerland)
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Autor:in:
Leila Maria Soravia, Bern (Switzerland)
Hintergrund: Alkoholabhängigkeit ist durch sehr hohe Rückfallquoten gekennzeichnet ist, welches die Wichtigkeit der kontinuierlichen Begleitung suchterkrankter Menschen unterstreicht. Studien belegen die Wirksamkeit von telefonischen und SMS-basierten Nachsorge von Patienten mit Alkoholabhängigkeit zur Verringerung von Rückfällen. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Wirksamkeit von telefonischer und SMS-gestützter Nachsorge auf Rückfälle bei alkoholabhängigen Patienten nach einer 12-wöchigen abstinenzorientierten stationären Behandlung zu untersuchen und zu vergleichen.
Methode: 317 Patienten aus zwei stationären abstinenzorientierten Behandlungsprogrammen für Alkoholabhängigkeit wurden rekrutiert. Die Patienten wurden randomisiert der hochfrequenten (10 Kontakte), niedrigfrequenten (3 Kontakte) Telefonnachsorge (TEL), Text-basierten (TEX)- (10 Kontakte) Nachsorge- oder der Kontrollgruppe zugewiesen. Interviews und Fragebögen zu soziodemografischen, klinischen und alkoholspezifischen Variablen wurden bei Klinikaustritt sowie nach sechs Monaten erhoben.
Resultate: Die Patienten der Hochfrequenz-TEL Gruppe waren beim sechs-Monats Follow-up signifikant häufiger abstinent als die Patienten der Kontrollgruppe. Weiter war die Zeit bis zum ersten Alkoholkonsum in der Kontrollgruppe tendenziell kürzer als in der Hochfrequenz-TEL Gruppe.
Diskussion: Die hochfrequente telefonbasierte Nachsorge verringerte die Rückfälle signifikant und trug zur Steigerung der Selbstwirksamkeit bei. Der hochfrequente proaktive telefonische Kontakt durch bereits bekannte Psychotherapeuten könnte dazu beigetragen haben, die erste vulnerable Zeit nach der stationären Behandlung zu überbrücken und im Falle eines Rückfalls die Patienten möglichst schnell wieder zu vernetzen um eine erneute Chronifizierung zu verhindert.