In den letzten Jahrzehnten lag ein Fokus der Psychotherapieforschung auf der Etablierung der Psychotherapie im Gesundheitssystem durch randomisiert-kontrollierte Studien. Dieser Fokus hat die Weiterentwicklung der Psychotherapie durch andere Paradigmen (wie praxisorientierte Forschung) beeinträchtigt. Die aktuellen Probleme (z.B. Research-Practice-Gap) der Psychotherapieforschung legen nahe, innovative Studiendesigns der praxisorientierten Forschung anzuwenden.
Zunächst präsentiert J. Glombiewski einen personalisierten Ansatz zur Behandlung von Menschen mit chronischen Schmerzen. Basierend auf Verhaltensanalysen, die mehrfach täglich über mehrere Wochen erfasst werden, entstehen für jede/n Patient*in individuelle Symptomnetzwerke, aus denen Behandlungsempfehlungen abgeleitet werden.
Der zweite Vortrag widmet sich einer Studie, in der der Einfluss psychometrischer Patientenrückmeldungen auf Entscheidungsprozesse von Therapeut*innen untersucht wird. Dabei legt J. Rubel einen Fokus auf Therapeut*innen-Unterschiede und der Frage, in wieweit diese Unterschiede die unterschiedliche Wirksamkeit psychometrischer Fragebogenrückmeldungen erklären können.
T. Kaiser stellt anschließend die Implementation eines klinischen Unterstützungs- und Feedback-Systems in einer Hochschulambulanz vor. Dieses System erhebt routinemäßig Veränderungen auf der Symptomebene und wichtige Merkmale des therapeutischen Prozesses. W. Lutz präsentiert daran anknüpfend ein computer-basiertes Qualitätssicherungs- und Feedbacksystems (den Trierer Therapienavigator). Die beiden letzten Vorträge unterstreichen, dass das Ziel der Psychotherapie(forschung) darin bestehen sollte, sich von einer Orientierung an Therapieschulen zu einer Orientierung an Therapieergebnissen zu entwickeln und insbesondere die Behandlung jener Patient*innen in der Praxis zu verbessern, die aus Psychotherapie zunächst keinen Nutzen ziehen.