Die AKtiV-Studie ist eine vom Innovationsfond geförderte Studie, die die Implementierungsbedingungen der stationsäquivalenten Behandlung (StäB) hinsichtlich Zielgruppen, Versorgungssettings, Versorgungsregion und Effektivität untersuchen soll. Im vorliegenden Symposium stellen die Konsortialpartner erste Daten aus der Aktiv-Studie und Daten aus den jeweiligen Studienzentren vor. Brieger et al stellen Daten aus den kbo-Kliniken in München dar (n=169), in denen sie die klinischen Charakteristika der direkt stationsersetzenden Aufnahmen ins StäB mit Patient*innen vergleichen, die im Anschluss an einen stationären Aufenthalt ins StäB aufgenommen wurden. Längle et al stellen Spezifika bezüglich des Leistungsgeschehens der Teams und der Aufbauorganisation sowie der Teamzufriedenheit an einzelnen Standorten, die StäB durchführen, im ZfP Südwürttemberg vor, die Ausgangspunkt des Standortvergleichs im Rahmen der AKtiV-Studie sind. Schwarz et al von der Medizinischen Hochschule Brandenburg stellen die ersten Ergebnisse aus den 10 AKtiV-Studienzentren zu qualitativen Interviews mit Nutzer*innen und Angehörigen vor. Es erfolgte eine orientierende Datenanalyse mittels Grounded Theory Methodologie. Auf Basis der Ergebnisse werden Merkmale "guter" StäB aus Sicht der Befragten identifiziert. Bechdolf et al vom Vivantes Klinikum am Urban stellen die Wiederaufnahmerate und vollstationären Behandlungstage im 12-Monats-follow up bei 43 StäB-Behandelten versus 43 gematchten vollstationär behandelten Patient*innen vor.
zugeschaltet: Vergleich klinischer Charakteristika von direkt (stationsersetzend) ins StäB aufgenommenen mit poststationär (stationsverkürzend) aufgenommenen PatientInnen
Luisa Klocke, Haar bei München (Germany)
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Luisa Klocke, Haar bei München (Germany)
Anhand einer Stichprobe des StäB Teams München wird gezeigt, dass es möglich ist, ca 50% der StäB Aufnahmen direkt vorzunehmen. Der Vortrag vergleicht Patienten, die direkt in die StäB aufgenommen wurde, mit solchen, die von Station verlegt wurden und diskutiert die Ergebnisse.
Spezifika der einzelnen StäB-Standorte bezüglich Leistungsgeschehen, Team- und Aufbauorganisation sowie der Teamzufriedenheit
Gerhard Längle, Zwiefalten (Germany)
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Gerhard Längle, Zwiefalten (Germany)
Nachdem nun im Jahr 2021 bereits in acht Bundesländern StäB in das Behandlungsangebot von Kliniken integriert wurde, steigt auch das Interesse an aussagekräftigen und belastbaren Forschungsergebnissen dazu. Im Rahmen der multizentrischen Kohortenstudie AKtiV werden daher neben dem primären Kriterium der vollstationären Wiederaufnahmerate auch weitere wichtige Variablen betrachtet, welche sich auf die Ausgestaltung des Behandlungsangebots an den jeweiligen Studienzentren beziehen. Im Fokus stehen in diesem Teilmodul die strukturellen Merkmale der Teams vor Ort sowie die Teamorganisation. Diese Merkmale wurden im Rahmen der Studie anhand von Strukturfragebögen und ergänzenden Experteninterviews mit den StäB-Leitungen erhoben. Hierbei werden neben Kerngrößen wie Vollkräften, StäB-Plätzen sowie beschäftigter Berufsgruppen auch die unterschiedlichen Organisationsformen der StäB-Teams berücksichtigt, welche von vollständiger Autonomie bis hin zu Abteilungs- oder Stationsintegriertem Arbeiten reicht. Die Unterschiede in den Organisationsformen sollen im Rahmen der Studie auch die Möglichkeit zur Etablierung von Strukturtypen anhand entsprechender Merkmale bieten. Beispielhaft werden in diesem Symposium die Strukturdaten ausgewählter südwürttembergischer Zentren vorgestellt. Auch erste Eindrücke aus Fokusgruppen an einzelnen Studienzentren, die zur Vertiefung des Verständnisses von Teamstrukturen, Arbeitsabläufen und Arbeitsorganisationen beitragen sollen – und die mittlerweile weit komplexer und vielfältiger sind als ursprünglich vermutet - werden präsentiert. Die Hypothese, dass sich die Organisationsunterschiede nicht nur in unterschiedlicher Leistungsausgestaltung der StäB-Behandlung sondern auch in der Arbeitszufriedenheit in den Teams niederschlagen, wird geprüft. Die Pilotauswertung anhand der bereits verfügbaren Teilergebnisse einzelner Zentren aus Südwürttemberg bildet eine gute Diskussionsgrundlage für die Bewertung der Methodik und erster Erkenntnisse.
Was sind die Erfahrungen von Nutzer*innen, Angehörigen und Versorgungsakteur*innen mit StäB? Erste Ergebnisse der kollaborativen Prozess- und Outcome-Evaluation
Julian Schwarz, Rüdersdorf (Germany)
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Julian Schwarz, Rüdersdorf (Germany)
Hintergrund: Insbesondere im englischsprachigen Raum wurden die Erfahrungen der Nutzer*innen mit aufsuchender psychiatrischer Akutbehandlung untersucht. Unerforscht ist hingegen, wie StäB – als intensive Form des Home Treatment in Deutschland – von Nutzer*innen und Angehörigen erlebt wird und welche Aspekte jeweiliger StäB Umsetzungen für die Genesung als förderlich bzw. hinderlich wahrgenommen werden. Dies zu untersuchen ist Gegenstand des vorliegenden Teilprojektes der AKtiV-Studie (Modul B).
Methode: Um die Sichtweise der Nutzer*innen von StäB möglichst angemessen zu erfassen, wurde ein kollaboratives Forschungsdesign gewählt. Das heißt, Forscher*innen mit und ohne eigene psychiatrische Behandlungserfahrung führen den Forschungsprozess gemeinsam durch (von Peter 2017).
Ergebnisse: An allen 10 Studienzentren wurden qualitative, halbstrukturierte Telefoninterviews mit Nutzer*innen von StäB (n = 40) und deren Angehörigen (n = 20) geführt. Es erfolgte eine zusammenfassende inhaltsanalytische Auswertung der Interviews nach Mayring. Im Einzelnen wurden folgende Themenschwerpunkte analysiert: Erwartungen der Nutzer*innen und Angehörigen an StäB, Information und Zugang, Behandlungsprozesse und -kontinuität, Haltung und therapeutische Beziehung, Bedeutung der Räumlichkeit und des Raumwechsels in der aufsuchenden Behandlung, Rolle der Angehörigen und Vergleich mit anderen Behandlungssettings.
Diskussion: Dies ist die erste Studie, die mittels eines kollaborativen Ansatzes die Erfahrungen mit StäB aus Sicht von Nutzer*innen und Angehörigen untersucht. Die Ergebnisse sollen zu einer bedürfnis- und qualitätsorientierten Weiterentwicklung von StäB beitragen. Im weiteren Projektverlauf sollen Merkmale guter aufsuchender Akutbehandlung aus Sicht von Nutzer*innen identifiziert werden, welche wiederum eine Grundlage für künftige Qualitätsindikatoren darstellen können.
Stationsäquivalente Behandlung (StäB) im Vergleich mit einer vollstationären Behandlung: 12-Monats-Follow-up einer gematchten Kohortenstudie
Andreas Bechdolf, Berlin (Germany)
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Andreas Bechdolf, Berlin (Germany)
Ziel der Studie: Überprüfung der Wirksamkeit einer stationsäquivalenten psychiatrischen Behandlung (StäB) im Vergleich mit einer vollstationären psychiatrischen Routinebehandlung.
Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Verlaufsstudie wurden 43 Patient*innen in StäB (IG) mit einer gematchten vollstationären Kontrollgruppe (KG, n=43) hinsichtlich vollstationärer Wiederaufnahmerate und Behandlungstage im 12-Monats-Follow-up verglichen.
Ergebnisse: Bei den Patient*innen der IG zeigte sich eine um etwa 9% geringere Wiederaufnahmerate in die vollstationäre Behandlung. Im 12-Monats-Follow-up zeigte sich in dieser Gruppe eine um etwa 30% längere vollstationäre Behandlungsdauer. Beide Gruppenunterschiede waren statistisch nicht signifikant.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie deutet darauf hin, dass StäB hinsichtlich des Wiederaufnahmerisikos einer stationären Behandlung nicht unterlegen ist.