Autor:innen:
Christian Weinland, Erlangen (Germany)
Patrick Bach, Mannheim (Germany)
Massimiliano Mazza, Mannheim (Germany)
Falk Kiefer, Mannheim (Germany)
Valery Grinevich, Mannheim (Germany)
Iulia Zoicas, Erlangen (Germany)
Johannes Kornhuber, Erlangen (Germany)
Christiane Mühle, Erlangen (Germany)
Einführung:
Für Alkoholabhängigkeit sind trotz der Schwere und Häufigkeit der Erkrankung die verfügbaren Präventions- und Behandlungsoptionen in ihrer Wirksamkeit limitiert und die zugrundeliegenden Mechanismen nicht ausreichend verstanden. Präklinische wie auch klinische Daten lassen vermuten, dass Oxytocin eine Rolle bei Alkoholabhängigkeit spielt. Die hier berichtete Studie untersuchte separat für Männer und Frauen Oxytocinkonzentrationen im Serum von alkoholabhängigen Patienten vs. Kontrollen im Quer- wie auch im Längsschnitt.
Methode:
Die Oxytocinkonzentrationen von 200 alkoholabhängigen frühabstinenten stationären Patienten (56,5% Männer) wurden mit Konzentrationen von 240 altersangeglichenen Kontrollprobanden (55,4% Männer) verglichen, longitudinal nach im Median 5 Tagen erneut untersucht und auf Assoziationen mit dem Alkoholtrinkverhalten und prospektiven stationären Wiederaufnahmen in der Nachbeobachtung über 2 Jahre getestet.
Ergebnisse/Diskussion:
Bei den frühabstinenten Patienten fanden wir im Vergleich zu den Kontrollprobanden erhöhte Oxytocinkonzentrationen (Männer, 156%, P < 0,001; Frauen, 124%, P = 0,002), die sich um Verlauf normalisierten. Bei den männlichen Patienten korrelierten höhere Oxytocinkonzentrationen mit höherer Alkoholkonzentration bei Aufnahme, höherer aufgenommener Gesamtalkoholmenge pro Trinkjahr und mehr früheren Entzugsbehandlungen (Rho > 0,195, P < 0,044). Bei männlichen Patienten korrelierte der Schnapskonsum positiv mit den Oxytocinkonzentrationen, bei weiblichen Patientinnen negativ (|Rho| > 0,277, P < 0,017). Höhere Oxytocinkonzentrationen prädizierten zudem mehr stationäre Wiederaufnahmen und weniger Tage bis zur ersten Wiederaufnahme bei den männlichen Patienten (|Rho| > 0,185, P < 0,050).
Schlussfolgerung:
Diese Studie unterstreicht die Bedeutung von Oxytocin bei Alkoholabhängigkeit und macht die Notwendigkeit geschlechtsspezifischer und geschlechtsseparater Suchtforschung deutlich.