Geflüchtete sind im Vergleich zu Migranten ohne Fluchthintergrund eine besonders vulnerable Population. In der AOK-Studie (Schröder et al. 2018) wurden in Deutschland erstmals repräsentativ 2.021 Geflüchtete aus Syrien, dem Irak und Afghanistan, die bis zu zwei Jahre in Deutschland sind und noch in Aufnahmeeinrichtungen zu erreichen waren, untersucht. Die Ergebnisse zeigen u. a., dass rund drei Viertel der Schutzsuchenden unterschiedliche Formen von Gewalt erfahren haben und oft mehrfach traumatisiert sind. Im Vergleich zu Geflüchteten ohne traumatische Erfahrungen berichten sie mehr als doppelt so oft über physische und psychische Beschwerden. Mehr als zwei Fünftel aller Befragten zeigen Anzeichen einer depressiven Erkrankung.
Hier haben Hausärzte und Allgemeinmediziner eine Schlüsselrolle. Jedoch ist die Behandlung aufgrund von Sprachbarrieren, kulturdifferenten Krankheitskonzepten und Symptompräsentationen sowie kulturdifferentem Hilfesuchverhalten und eingeschränktem Zugang zu medizinischer Versorgung erschwert.
In diesem Symposium wird zunächst ein Überblick über die gesundheitliche Lage Geflüchteter gegeben. Des Weiteren wird ein Maßnahmenkoffer zur Unterstützung der Interkulturellen Kompetenz für die Hausarztpraxis vorgestellt, der im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Charité entwickelt wurde. Abschließend werden die wichtigsten Ergebnisse des Projekts „Anonymer Krankenschein für Menschen ohne Papiere“ vorgestellt und anhand von Fallbeispielen erläutert, was der Hausarzt mit schwerkranken Patienten tun kann, die in seiner Praxis sind und keinen Aufenthaltsstatus haben.
Implikationen für eine Verbesserung der medizinischen Versorgung traumatisierter Geflüchteter werden erörtert.