Raum:
Saal A7 (später on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 18: Stimulationsverfahren, internetbasierte Interventionen und andere psychiatrische Therapieformen
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Suchterkrankungen und ADHS sind häufige, komorbide und belastende Störungen mit jedoch begrenzten diagnostischen und therapeutischen Optionen. Virtual Reality (VR) Technologien gewinnen aufgrund der technischen Ausdifferenzierung und hohen ökologischen Validität zunehmend an Bedeutung in der Psychiatrie. Sie erzeugen realistische, dynamische und komplexe real-life Lebenswelten, integrieren dreidimensionale visuelle, auditorische, olfaktorische und taktile Wahrnehmungen, reagieren auf Bewegungen der Nutzer und simulieren soziale Interaktionen. Dies verspricht präzisere Diagnostik und personalisierte Therapie in der natürlichen (virtuell erzeugten) Umgebung.
Passend zum Leitmotto „Digitale Transformation und psychische Gesundheit“ des DGPPN Kongresses 2021 präsentiert das Symposium die Möglichkeiten, die durch die neu entwickelten VR Technologien für Forschung und Behandlung von Suchterkrankungen und ADHS entstehen. Herr Kammler-Sücker (ZI Mannheim) wird zunächst einen Überblick zu den neuesten technischen Entwicklungen und Möglichkeiten von VR geben, die die Erforschung der drei Dimensionen von "Raum/Objektwelt", "Selbst/Körper" und "Sozialer Interaktion" ermöglichen. Herr Dr. Braun (UK Bonn) wird selbst entwickelte VR-basierte Neuerungen in der Diagnostik und Therapie von ADHS sowie die dazu durchgeführten Studien vorstellen. Der Fokus wird auf multimodaler Symptomcharakterisierung im virtuellen Klassenzimmer und Refokussierungstraining mittels Eyetracking liegen. Herr Dr. Mazza (ZI Mannheim) wird einen Überblick über VR-Studien zu Stimulusreaktivität geben und Forschungsergebnisse dazu zeigen, wie komplexe VR-Stimuli bei Rauchern implizites Wanting erzeugen. Abschließend stellt Frau Dr. Ascone (UK Hamburg-Eppendorf) erste Daten einer eigenen Studie vor, die der Frage nachgeht, wie wirksam Approach Bias Modification Training in der Virtuellen Realität bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit im Vergleich zur 'klassischen' Variante am PC ist.
zugeschaltet: Virtual Reality in der Diagnostik und Therapie von adulter ADHS
Niclas Braun, Bonn (Germany)
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Autor:in:
Niclas Braun, Bonn (Germany)
Obwohl ADHS durch Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität definiert ist, lassen sich diese Symptome häufig nicht durch gängige neuropsychologische Verfahren nachweisen oder therapieren. Ursächlich für dieses Paradoxon ist vermutlich die geringe ökologische Validität derzeit existierender neuropsychologischer Verfahren. Abhilfe könnte jedoch virtuelle Realität (VR) bieten, die es ermöglicht, realitätsnahe und symptomrelevante Testumgebungen zu kreieren, die gleichzeitig hoch-standardisierbar bleiben. Inspiriert von virtuellen Klassenzimmer-Umgebungen für Kinder mit ADHS, wird in diesem Talk eine virtuelle Seminarraum-Umgebung für Erwachsene mit ADHS vorgestellt, die u.a. für eine multimodale Charakterisierung von Unaufmerksamkeit und Impulsivität eingesetzt werden kann. Konkret werden die multimodalen Ergebnisse (u.a. Testleistungen, Experience Sampling, EEG theta-beta ratios, EEG P300-Amplituden, und Kopfbewegungen/-rotationen) einer feasibility Studie mit n=26 gesunden Probanden vorgestellt, in welcher die Versuchspersonen eine Continuous Performance Task direkt im virtuellen Seminarraum zu verrichten hatten, während gleichzeitig verschiedene ablenkende Ereignisse abgespielt worden. Darüber hinaus werden die multimodalen Ergebnisse einer weiteren virtuellen Seminarraumstudie vorgestellt, in welcher n=18 ADHS Patienten ein Eyetracking-basiertes Refokussierungstraining innerhalb der Seminarraumumgebung durchliefen.
zugeschaltet: Implizites Wanting und Stimulusreaktivität bei Rauchern in der Virtual Reality
Katharina Eidenmüller, Mannheim (Germany)
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Autor:in:
Katharina Eidenmüller, Mannheim (Germany)
Tabakkonsum bedingt jährlich den Tod von weltweit 8 Millionen Menschen. Fast jede dritte Person in Deutschland wird als RaucherIn klassifiziert und 30% von diesen rauchen täglich 20 oder mehr Zigaretten. Anhaltende Abstinenz nach einem Rauchstopp ist selten und die verfügbaren therapeutischen Maßnahmen zur Steigerung der Abstinenzrate sind stark limitiert. Die psychologischen und biologischen Mechanismen, die dem Rauchverhalten im Kontext divergierender Umgebungsfaktoren zugrunde liegen, sind bisher nicht ausreichend verstanden. Ergebnisse naturalistischer Studien deuten an, dass Raucher wahrscheinlicher eine Zigarette rauchen, wenn sie in Anwesenheit anderer rauchender Personen sind, während nichtrauchende Anwesende die Rauchwahrscheinlichkeit senken. Implizites Verlangen nach einer Zigarette, Annäherungsverhalten an und ein Aufmerksamkeitsbias gegenüber Zigarettenstimuli sowie explizites Craving und hormonelle Prozesse könnten diese Zusammenhänge mediieren. Methoden der virtuellen Realität (VR) eignen sich aufgrund ihrer hohen ökologischen Validität bei gleichzeitig hoher Standardisierbarkeit besonders gut, um den Einfluss verschiedener Umgebungsfaktoren auf diese Mechanismen zu untersuchen. Es wird eine Studie des ZI Mannheim vorgestellt, in der untersucht werden soll, wie sich unterschiedliche VR Bedingungen (Marktplatz mit rauchendem Avatar vs. Marktplatz mit nichtrauchendem Avatar vs. Marktplatz ohne Avatar) sowie das Rauchen einer Zigarette auf die obengenannten Faktoren auswirken.