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Mit einer Prävalenz von ca. 20 Prozent hat schätzungsweise jede fünfte Frau emotionale, physische oder sexuelle Traumata im Kindes- und Jugendalter (Häuser et al. Ärzteblatt 2011) erlebt und 10-30% der Schwangeren leiden an den Folgen früherer emotionaler, körperlicher oder sexueller Gewalt (Lukasse e al 2014). Diese wirken sich u.a. auf das Erleben des eigenen Körpers sowie auf die Beziehungsfähigkeit aus und können die Feinfühligkeit im Umgang mit ihren Kindern beeinträchtigen.
Diese traumatisierten Frauen benötigen eine besondere psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung während der Schwangerschaft, zur Vorbereitung der Geburt, in der Behandlung der postpartalen psychischen Erkrankungen und insbesondere in der Förderung der Mutter-Kind-Interaktion.
Im Workshop stellen wir unser multimodales Behandlungskonzept für diese Patientengruppe vor, die wir im ambulanten und tagesklinischen Setting durchführen.
Der erste Teil (Susanne Simen) informiert über die Zusammenhänge von interpersoneller Traumatisierung in Kindheit und Jugend zum Erleben in der Schwangerschaft und während der Geburt, sowie zur Entwicklung einer schweren postpartalen Depression. Zudem zeigt er die Zusammenhänge der genannten Faktoren zur Mutter-Kind-Interaktion. Dabei fließen die Ergebnisse der vom Bayerischen Familienministerium geförderten Nürnberger Interaktionsstudie mit ein.
Im zweiten Teil (Brigitte Kastner) werden die Geburtsinfogruppe sowie Geburtseinzelpläne vorgestellt, die wir um die 30. SSW herum als Vorbereitung auf die Geburt und Postpartalzeit durchführen. Die Geburtsinfogruppe informiert die Frauen u.a. zu den medizinischen und hormonellen Vorgängen rund um Geburt und Wochenbett. Die Geburtseinzelpläne wiederum sollen die Geburtshelfer für die speziellen Bedürfnisse einiger Frauen sensibilisieren. Gleichzeitig erleben die Frauen durch diese Pläne mehr Selbstbestimmtheit und ein stärkeres Gefühl von Kontrolle unter der Geburt. In vielen Fällen kann dadurch ein positiveres Geburtserleben erreicht werden.
Im dritten Teil (Natalie Heinermann-Müller und Georg Endres) werden auf psychotherapeutische Strategien eingegangen, welche den Patientinnen helfen sollen, sich in ihrer Symptomatik besser zu verstehen und erste Umgangsmöglichkeiten zu erlangen (psycho-edukative Aspekte der Traumatherapie, Identifikation von Trigger-Situationen und wenn möglich ein erstes Narrativ des Trauma-Geschehens. Auch Paargespräche werden als sinnvoll erachtet, um den Partner der Patientin miteinzubeziehen. Als wichtig hierbei wird die Förderung der Paarkommunikation in bislang unbekannten oder tabuisierten Themen benannt.
Im vierten Teil (Susanne Simen) stellen wir ihnen unser Gruppenkonzept für traumatisierte Frauen zum Umgang mit den traumatischen Erfahrungen sowie zur Prävention der Traumaweitergabe durch die Interaktion mit ihren Kindern vor.