Keine Wirkung ohne Nebenwirkung, so könnte man meinen. Während früher vor allem die Kontrolle von Zielsymptomen im Fokus einer Psychopharmakotherapie standen, so spielt heutzutage zusätzlich die Vermeidung von Nebenwirkungen, sogenannten unerwünschten Arzneimittelwirkungen, UAW, eine zunehmend wichtigere Rolle. UAW unter Psychopharmakotherapie sind häufig und in ihrer Ausprägung vielfältig. Zur Sicherstellung einer hohen Lebensqualität und zur Verbesserung der Therapieadhärenz gewinnen Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten von UAWs eine immer stärkere Bedeutung.
Häufige Ursachen von UAWs sind Arzneimittelkombinationen. Diese sind häufig und meist auch notwendig im Alltag der Pharmakotherapie, um einen möglichst guten Behandlungserfolg zu erzielen. Mit steigender Anzahl an Arzneistoffen steigt allerdings das Risiko für UAWs und Arzneimittelwechselwirkungen. Der Workshop adressiert pharmakodynamische und pharmakokinetische Arzneimittelwechselwirkungen und zeigt, wie mit Hilfe von Therapeutischem Drug Monitoring unerwünschte Arzneimittelwirkungen kontrolliert werden können.
Pharmakodynamische Effekte, die sich beispielsweise auf eine QTc-Verlängerung auswirken, werden ebenso diskutiert wie pharmakokinetische Effekte, bei denen Interaktionen zu dramatischen Anstiegen von Wirkstoffkonzentrationen und damit zum Auftreten von Nebenwirkungen führen.
In höherer Dosierung verursachen viele Antipsychotika extrapyramidale motorische Störungen (EPS), deren Behandlung die Umstellung auf Antipsychotika mit niedrigerem EPS-Risiko, wie auch die kurzfristige Einnahme anticholinergischer Substanzen (z.B. Biperiden) einschließt. Während die meisten Nebenwirkungen mit Absetzen der Medikation sistieren, bleiben andere dauerhaft bestehen. Dies gilt insbesondere für Spätdyskinesien und metabolische Nebenwirkungen. Bei der Prävention und Behandlung bewegt man sich meist im (experimentellen) off-Label-Bereich.
Unter Langzeittherapie mit Psychopharmaka stellt die Gewichtszunahme ein häufiges Problem dar, was einerseits die Compliance mindert, uns andererseits mit weiteren internistischen Schwierigkeiten konfrontiert. Antipsychotika und Stimmungsstabilisatoren sind noch häufiger als Antidepressiva assoziiert mit Gewichtszunahme. Effiziente Behandlungsoptionen schließen Lifestyle-Interventionen, wie auch den Einsatz von Topiramat oder Metformin mit ein.
Der Workshop adressiert klinische Probleme einer «Real-Life-Psychiatrie», die jedem klinisch tätigen Arzt begegnen und deren Adressierung sowohl den Therapie-Outcome als auch die Patientencompliance erhöhen. Etablierte und experimentelle Strategien zum Nebenwirkungsmanagement werden fallbasiert adressiert und sollen hierdurch dem Kliniker Denkanstöße bieten, um die Behandlung psychiatrischer Patienten zu optimieren.