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Raum:
Saal A7 (später on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 02: Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, Verhaltenssüchte, F1
Format:
State-of-the-Art-Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Internet- und Computerspielbezogene Störungen
Tagrid Leménager, Mannheim (Germany)
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Autor:in:
Tagrid Leménager, Mannheim (Germany)
Es besteht mittlerweile kein Zweifel, dass die zunehmende Fülle an Aktivitäten durch das Internet auch eine gesellschaftliche Veränderung insbesondere des Konsum- und Interaktionsverhalten nach sich gezogen hat. So war und ist während des Pandemie bedingten Lockdowns das Internet eine der hilfreichsten Quellen für den Informationsaustausch. Durch diese Kommunikationsmöglichkeit konnten zumindest einige der durch die soziale Isolation hervorgerufenen psychischen Probleme etwas aufgefangen - wenn auch nicht vollständig verhindert werden.
Die permanente Verfügbarkeit des Internets birgt jedoch neben den vielen Vorteilen auch besonders in dieser Zeit, die Gefahr eines zunehmenden Verlusts der Nutzungskontrolle, insbesondere bei Applikationen im Unterhaltungssektor. Laut der FAZ nahmen 2020, im Vergleich zum Vorjahr, die Einnahmen durch verkaufte Hard- und Software von Videospielen um fast zwei Milliarden (auf 8,5 Milliarden Euro) zu.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welchen Einfluss die zunehmend realistischer erscheinende virtuelle Welt auf das emotionale und soziale Erleben bzw. auf die Entwicklung abhängigen Verhaltens ausübt. Der folgende Beitrag soll einen Überblick über neue wissenschaftliche Erkenntnisse und theoretische Entwicklungen zu Internet- und Computerspielbezogenen Störungen geben.
Pathologisches Kaufen – eine Verhaltenssucht?
Astrid Müller, Hannover (Germany)
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Autor:in:
Astrid Müller, Hannover (Germany)
Pathologisches Kaufen hat noch keinen Eingang in eines der gängigen Klassifikationssysteme für psychische Störungen gefunden, obwohl es sich um ein schon lange bekanntes und durchaus häufiges Phänomen, das immensen Leidensdruck bei den Betroffenen und ihren Angehörigen verursacht, handelt. Eine Metaanalyse hat ergeben, dass ca. fünf Prozent der Erwachsenen zu suchtartigem Kaufverhalten neigen, wobei Frauen und jüngere Menschen häufiger betroffen sind. In den letzten 10 Jahren wurden viele Studien veröffentlicht, die Ähnlichkeiten zwischen Pathologischem Kaufen und substanzgebundenen Abhängigkeiten sowie Pathologischem Spielen nachwiesen. Diese Befunde können als zunehmende Evidenz für die Einordnung von Pathologischem Kaufen als eine Störung in Zusammenhang mit abhängigem Verhalten gewertet werden. Der Beitrag informiert über das Störungsbild, einschließlich der Besonderheiten bei Internet-Kaufsucht, und fasst den bisherigen Forschungsstand zusammen. Es werden diagnostische Kriterien für Pathologisches Kaufen vorgestellt, die auf einem Expertenkonsensus von mehr als 130 Fachleuten aus 15 Ländern basieren. Zudem wird auf psychotherapeutische Behandlungskonzepte eingegangen.